Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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4. Oktober 1997 Uraufführung des Musicals "Tanz der Vampire"

Vampire saugen Blut, sie können sich nicht nur in Fledermäuse oder Wölfe verwandeln, nein, sie können auch tanzen und singen… Autor: Frank Halbach

Stand: 04.10.2016 | Archiv

04 Oktober

Dienstag, 04. Oktober 2016

Autor(in): Frank Halbach

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Früher sagten Viele: "Es gibt Vampire.“ Dann sagten die Meisten: "Es gibt keine Vampire.“ Die Wahrheit ist:  Die Vampire sind mitten unter uns. Den Nachweis verdanken wir vor allem einem furchtlosen Professor aus Königsberg. Doch die Welt der Wissenschaft ist hart und undankbar. Als Professor Abronsius seine These von der wahrhaftigen Existenz der Vampire aufstellte, reagierte die Universitätsleitung postwendend: Man entzog Abronsius seinen Lehrstuhl.

Die furchtlosen Vampirjäger

Wutentbrannt machte sich der heute anerkannte Vampirologe im Jahr 1967 zu einer Feldstudie in die Karpaten auf, er würde es seinen ignoranten Kollegen schon zeigen. Deswegen begleitete ihn der Regisseur Roman Polański, um alle Beweise filmisch zu dokumentieren. Nach zahllosen Widrigkeiten entdeckten sie schließlich eine ganze Kolonie der Blutsauger, angeführt vom prächtigen Alphavampir Graf Krolock. Alles in eindrucksvollen Aufnahmen von Polański auf Celluloid gebannt. Und die wissenschaftliche Anerkennung? Man scheute sich nicht, den Wahrheitsgehalt des Filmmaterials in Zweifel zu ziehen. Film! Pah! Alles manipuliert, gefälscht, fingiert. Und dieser Polański, der war doch gar kein Dokumentarfilmer, sondern Spielfilmregisseur.

Dabei fiel der Beweis von der Existenz der Vampire noch viel nachhaltiger aus als beabsichtigt.  Alles nur der Liebe wegen. Zwar gelang die Flucht aus dem Düster-Schloss, dem Nest der Untoten, doch Polański bestand darauf, die zuvor von Graf Krolock entführte Wirtstochter Sarah zu retten. Die jedoch war bereits gebissen, heißt vom Vampirvirus infiziert: "In jener Nacht wusste Professor Abronsius noch nicht, dass er das Böse, das er für immer zu vernichten hoffte, mit sich schleppte. Mit seiner Hilfe konnte es sich endlich über die ganze Welt ausbreiten."

Tanzende Untote

Und wie es sich ausbreitete. Vampire, überall, in unzähligen Filmen und Fernsehserien…

Aber die hartnäckigen Skeptiker beharrten auf ihrer Meinung, filmisches Dokumentationsmaterial liefere keine faktischen Belege - zu leicht könne man dieses Medium zur Vorspiegelung von Illusionen und falschen Tatsachen missbrauchen.

Doch mittlerweile haben wir ihn. Den ultimativen Beweis. Der Musical- und Rockkomponist Jim Steinman und der Texter Michael Kunze holten die Vampire live und leibhaftig auf die Bühne. Der "Tanz der Vampire“ wurde am 4. Oktober 1997 in Wien am Raimundtheater uraufgeführt. So setzte man nicht nur dem tapferen Professor Abronsius ein Denkmal, sondern bereicherte ganz nebenbei die Vampirforschung: Dass die Kreaturen der Nacht spitze Eckzähne haben, sich von Blut ernähren, oder sich in eine Fledermaus verwandeln können, hatte Polańskis Film ja schon gezeigt. Doch Steinmans Musical offenbarte weitere, bis dato eher unbekannte Fähigkeiten der Untoten: Sie konnten tanzen! Nun ja, getanzt hatten sie im Film schon, aber ein braves Menuett. Jetzt moveten und groovten sie und - sie sangen… und wie!

Zu all den wichtigen anthropologischen Erkenntnissen über blutsaugende Nachtgestalten untermauert Steinmans Musical die Aussage "Der Vampir hat sich über die ganze Welt ausgebreitet". Das Musical wurde mittlerweile unter anderem  in Tokio, Budapest, Sankt Petersburg, Warschau und Helsinki gegeben. Die Vampire sind unter uns. Quod erat demonstrandum.


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