Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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3. August 1778 Das Opernhaus Teatro alla Scala in Mailand wird eröffnet

Alle Aufführungen der Scala beginnen traditionsgemäß "pünktlich" zur vollen Stunde, weshalb man früher sogar üblich, die Uhren nach dem Spielbeginn des berühmten Opernhauses richtete. Autor: Markus Vanhoefer

Stand: 03.08.2016 | Archiv

03 August

Mittwoch, 03. August 2016

Autor(in): Markus Vanhoefer

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Ein kleiner Funke genügt. Wenn die Fantasie-Welt, die uns Menschen im  Zuschauerraum verzaubert, eine Illusion aus Holz, Leinwand und Pappmaché ist, ist offenes Feuer ein unheilvoller Begleiter. Und so fiel in Zeiten, in denen man Opernhäuser mit hunderten von Kerzen  zu beleuchten pflegte, so manches Theatergebäude züngelnden Flammen zum Opfer. Wo Altes nicht mehr ist, kann  Neues entstehen. Ein Beispiel dafür ist  die Mailänder Scala, denn das wohl berühmteste Opernhaus der Welt ist - im wahrsten Sinne des Wortes-  auf den rauchenden Ruinen eines Vorgängers errichtet.

Santa Scala

Das Unglück geschah am Karneval-Samstag des Jahres 1776. Nach einem ausgelassenen Maskenball brannte Mailands prächtiges "Teatro Regio Ducale"  ab. Ob die Brandursache wirklich unsachgemäß gelöschte Kandelaber waren, ist ungeklärt. Das Feuer wütete bis in den nächsten Tag hinein, dann war das Haus, auf dessen Bühne der junge Mozart "Mitridate"  und "Lucio Silla" zur Uraufführung gebracht hatte, nur noch ein Trümmerfeld aus  Schutt und Asche.

Die vornehme Gesellschaft der Lombardischen Stadt war nicht gewillt, aufs Arien -Vergnügen zu verzichten. Eine neue Oper musste her - und das prestissimo. Ein Finanzierungsmodell war bald gefunden. Neunzig der reichsten Mailänder Familien erklärten sich bereit, die Kosten für den Neubau zu übernehmen, im Gegenzug  sollten die  repräsentativsten  Logen in den Privatbesitz der Spender  übergehen.

Die  Genehmigung fürs Bauvorhaben mussten die Mailänder jedoch im fernen Wien einholen, denn die Lombardei gehörte in jenen Jahren zum Herrschaftsgebiet der österreichischen Habsburgermonarchie. Den Planungsauftrag erhielt der italienische Architekt Giuseppe Piermarini. Sein erster Entwurf fand noch keine Gnade. Der zweite dagegen, er zeigt ein schlichtes klassizistisches Gebäude, erfreute sich der Zustimmung von Kaiserin Maria Theresia. Die Regentin ging sogar so weit, eine alte gotische Kirche abreißen zu lassen, um Platz für die Theater-Baustelle zu schaffen. "Santa Maria alla Scala"  hieß das Gotteshaus, das dem "weltlichen Musentempel" weichen musste, wobei es ihm den Namen vererbte. 

Eine Frage des guten Tons

Die Eröffnung des "Nuovo Regio Ducale Teatro alla Scala" fand am 3. August 1778 nach einer Bauzeit von nur 23 Monaten statt. Das Haus, das später als "la Scala" zu einem mythischen Ort des Musiktheaters werden sollte, bot Platz für etwa 3000 Besucher. Wie damals üblich war das Parkett nicht bestuhlt, im Foyer wurden Glückspiele abgehalten.

Zur Einweihungsfeier hatten die Mailänder sogar eine Oper in Auftrag gegeben.  Komponist ihrer Wahl war zunächst Christoph Willibald Gluck gewesen, nur hatte der in der Oberpfalz geborene Ritter vom goldenen Sporn aus Termingründen abgesagt. Als Ersatz sprang Antonio Salieri ein. Der zu unrecht als Mozarts Mörder verunglimpfte Maestro schrieb mit der Oper "L’Europa riconosciuta" ein Werk, das mit seinen atemberaubenden Koloraturen  das Publikum zu Beifallsstürmen hinriss. Sängerische Spitzenleistung im Minutentakt, für die Mailänder Scala gehörte dies von Anfang an zum "guten Ton".  


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