Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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2. April 1968 "2001 - Odyssee im Weltraum" hat Premiere

Wenn der Computer gefühlig wird und mit einem persönliche Dinge bespricht, hat man vielleicht einen neuen Freund gefunden. Aber nur vielleicht. Am 2. April 1968 hatte Stanley Kubricks "2001 - Odyssee im Weltraum" Premiere.

Stand: 02.04.2012 | Archiv

02 April

Montag, 02. April 2012

Autor(in): Eva Solloch

Sprecher(in): Krista Posch

Redaktion: Thomas Morawetz

1. Bin ich zu dick? 2. Wo kann ich eine Leiche verstecken? 3. Was ist der Sinn des Lebens? Siris Antworten: 1. Darüber möchte ich lieber nicht reden, 2. auf der Müllkippe, 3. 42.

Siri, so heißt die Sprachsteuerung des neuen Apple Handys. Der Werbeslogan: Irgendwann fällt dir auf, dass du dich mit deinem iPhone unterhältst. Wenn ein Handy schon mit Ideen für das Verschwinden einer Leiche aufwarten kann, wie weit sind wir dann davon entfernt, dass so ein Computer noch viel weiter in unser Leben eindringt, in unsere Privatsphäre, ganz unmerklich, bis er gar unsere Existenz ... ? Nein, man wagt es gar nicht auszusprechen. Von den Lippen ablesen kann Siri glückerweise noch nicht, da ist der Computer HAL 9000 mit weitaus tückischeren Denkmustern ausgestattet.

Hal 9000 - psychotisch, rotaugig

Hal 9000, der psychotische, rotaugige Computer aus Kubricks 2001 – Odyssee im Weltraum: Wir befinden uns in dem Raumschiff Discovery auf dem Weg zum Jupiter. Die Besatzung besteht aus drei Wissenschaftlern, die sich während der Reise in einem künstlichen Tiefschlaf befinden, aus zwei Astronauten und aus dem sprechenden Computer HAL, der die gesamte Aufsicht über die Mission hat und als einziger ihr Ziel kennt. Die gesamte Besatzung unterliegt seiner Kontrolle. Aber HAL scheint auch ein wahnsinnig angenehmer "Zeitgenosse" zu sein: Er gratuliert zum Geburtstag, spielt Schach, verfügt über eine sanfte, einschmeichelnde Stimme und lobt die Malkünste des Astronauten.

Er ist eine allzu menschliche Maschine, was sehr unheimlich ist, da er nicht von Menschenhand, sondern von seinem Vorgängermodell konzipiert und gebaut worden ist. Und dann beginnt HAL gegen die Mission zu rebellieren, und zwar aus rein gefühligen Gründen, aus Misstrauen darüber, nicht hinreichend über die Mission unterrichtet worden zu sein, aus Furcht vor Kontrollverlust. Sein neues Ziel: die Besatzung der Discovery zu töten.

Erst durchtrennt er den Luftschlauch eines Astronauten während eines Weltraumspaziergangs, dann kappt er die Versorgungsleitung zu den tiefschlafenden Wissenschaftlern, übrig bleibt nur der Astronaut Dave Bowman. Diesem gelingt es in die Schaltzentrale des Computers vorzudringen, um so nach und nach alle Stecker zu ziehen, die HAL am Leben erhalten. HALs letzte Worte: "Dave, ich habe Angst, mein Gehirn leert sich." In seinen letzten Atemzügen stimmt er ein Kinderlied an. Der Todeskampf des psychotischen Computers rührt schon irgendwie an.

Computer als Menschenversteher

Stanley Kubrick und der Science Fiction-Autor Arthur C. Clarke berieten sich in den 1960ern mit Informatikern über die mögliche Leistungsfähigkeit von Computern im ausgehenden Jahrhundert. Sie wollten ein durchaus glaubhaftes Computermodell für den Film finden. Ihre Prognose: Bis zum Jahr 2001 sollte es ein leichtes sein, Computer zu konstruieren, die den Menschen verstehen und sich mit ihm unterhalten können.

In einem waren sich Kubrick und Clarke uneins: Auf welches Jahr lässt sich die Geburtsstunde dieses hyperintelligenten Computers legen? Film und Buch zeigen eine Differenz von 5 Jahren - so feierten Science Fiction Fans auf der ganzen Welt HALs Geburtsstunde gleich zweimal. Kubricks trotzige Reaktion: "HAL wurde 1992 geboren, und wenn Sie damals keine Geburtstagsparty gemacht haben, ist es jetzt zu spät." Aber in diesem Kalenderblatt geht es ja um ein ganz andere Geburtsstunde: Am 2.4.1968 feierte Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum am Uptown Theater in Washington Weltpremiere.


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