Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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1. Juni 1857 Geburtstag hat: Josef Pujol, Kunstfurzer

Seine Gabe entdeckte Pujol schon in der Jugend. Und seine Darmgeräusche sollen nicht nur geruchsfrei gewesen sein, sondern er konnte sogar die Tonhöhe seiner Flatulenzen modulieren. Autor: Xaver Frühbeis

Stand: 01.06.2016 | Archiv

01 Juni

Mittwoch, 01. Juni 2016

Autor(in): Xaver Frühbeis

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Als Gott den Menschen erschuf, besah er sich, was er gemacht hatte, und siehe, alles war sehr gut. Bis auf ein paar kleine Details vielleicht. Manche Exemplare redeten zu viel, einigen fielen die Haare aus, und fast bei allen sammelten sich im Innern Gase an, die nach außen geleitet werden wollten. Bis heute geschieht dies überwiegend in Form eines schnöden Furzes, welcher, es muss einmal gesagt werden, ein recht unwillkommner Kumpan ist. Er riecht nicht angenehm, der akustische Genuss ist ein geringer, und ein volkswirtschaftlicher Nutzen lässt sich momentan auch nicht erkennen. Das Ziehenlassen von Darmwinden einfach zu unterlassen, ist jedoch auch keine Lösung.

Jonathan Swift zum Beispiel hat eine Arbeit über "Die Wohlthat des Fartzens" verfasst, in der er behauptet, das Verdrücken eines Furzes zeitige "Rumpeln und Murren im Leibe, Aufsteigen des Magens, Miltzweh, bey Weibspersonen" sogar besondere Schwatzhaftigkeit, weil der Wind sich am entgegen gesetzten Ende Raum verschaffe. Das wollen wir nicht. Lassen wir sie also frei ziehen, die Lüfte aus unsrem hintern Ende, und überlegen wir lieber, ob es sich nicht vielleicht einrichten ließe, dass sie nicht röchen, dafür umso wohltönender klängen, ja: ihrem Urheber vielleicht sogar Ruhm und Reichtum einbrächten?

Man muss da gar nicht lange überlegen, so was gibt es bereits. Gewisse beneidenswerte Zeitgenossen sollen in der Lage sein, ihren Enddarm mittels rektaler Muskelkraft so kunstgerecht zu verformen, dass sie mit ihm ein Quantum Zimmerluft erst einsaugen und dann in kleinen, neutral riechenden Furzhäppchen wieder ausstoßen können. Dies soll jeden, der es mit ansehen darf, in höchste Verwunderung versetzen. Petomanen oder auch Flatulanten nennen sich jene Damen und Herren im Ausland, die deutsche Sprache kennt für sie das Wort "Kunst-Furzer".

Als König aller Kunstfurzer gilt ein Franzose namens Joseph Pujol, ein langer, hagerer Mann mit heftigem Schnauzbart und abstehenden Ohren, geboren am 01. Juni 1857.

Seinem elastischen Enddarm hatte der Mann eine grandiose Bühnenkarriere zu verdanken. Man sagt, Pujol habe in seinen besten Jahren mehr Geld eingenommen als die berühmte Schauspielerin Sarah Bernhardt. Seine Show war aber auch zu raffiniert. Dem Publikum den Rücken zukehrend, entließ Pujol zuerst eine Reihe wohlgeformter Furztöne, die den Saal zu Lachsalven hinrissen. Mittels eines hintan eingeführten Gummischlauches rauchte Pujol sodann vor aller Augen eine Rektalzigarette. Danach pflegte er am Endes des Schlauches eine kleine Flöte zu befestigen, auf der er kleine Musikstücke zum Besten gab. Zusätzliche Begeisterung erweckte er mit seiner originellen Art, Kerzen auszublasen sowie mit seiner Fähigkeit, den Inhalt einer Wasserschale in sich hineinzusaugen und wieder von sich zu geben.

Weil im Publikum auch Damen zugegen waren, trat Pujol stets vollständig bekleidet auf. Hinterher allerdings hatten die interessierten Herren Gelegenheit, in einer kleinen Sondervorstellung den Po des Petomanen von nahem zu besehen, durch ein eigens angebrachtes Loch in dessen Badeanzug. Und die Herren sahen sich an, was er machte, und siehe, alles war sehr gut.


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