Bayern 2 - IQ - Wissenschaft und Forschung

Warnstufe Rot für viele Wale Die Nomaden der Meere brauchen Schutz

Über 80 Walarten leben in den Ozeanen unserer Erde, einige von ihnen sind stark gefährdet und stehen auf der Roten Liste. Daher gibt es seit über 30 Jahren ein Walfang-Moratorium, das die Wale schützen soll.

Stand: 29.09.2022 14:00 Uhr

Im Jahr 1986 trat das globale Walfang-Moratorium in Kraft, das den kommerziellen Walfang verbietet. Die Internationale Walfangkommission (IWC) entschied sich damals für dieses Moratorium, weil einige Walarten immer stärker dezimiert wurden und ihr Aussterben absehbar war.

Treffen der Internationalen Walfangkommission (IWC)

Die Internationale Walfangkommission (IWC)

Die IWC soll das Management der Großwalbestände weltweit, den Walfang sowie den Schutz von Walen regeln. 

Alle zwei Jahre treffen sich die Regierungsvertreter der 88 IWC-Mitgliedsstaaten, Experten und Berater, um über Fangquoten und Walschutzvorhaben zu verhandeln. Die Kommission möchte nicht nur Jagdkontrolle betreiben, sondern die weltweiten Walbestände schützen. Außerdem will sie die Zahl der Wale so weit erhöhen, dass sie den Stand vor Beginn der industriellen Jagd erreichen. Der Walschutz beinhaltet nicht nur, die Jagd auf die Tiere zu beschränken. Es geht auch darum, Maßnahmen gegen die zunehmende Meeresverschmutzung zu ergreifen, die Übersäuerung der Ozeane zu stoppen und den Lärm unter Wasser durch Schiffsturbinen und Windkraftanlagen zu reduzieren.

"Es wäre eigentlich schon angebracht, dass sich die Internationale Walfang-Kommission in Internationale Walschutz-Kommission umbenennt."

Gesche Jürgens, Greenpeace

Japan kehrt zurück zum kommerziellen Walfang

Minkwale werden in japanischen Gewässern gejagt.

Mehr als 30 Jahre lang war Japan Mitglied des IWC. Die Walfangnation fing trotzdem einige Hundert Tiere pro Jahr. Sie deklarierte den Walfang als Forschungsvorhaben und nutzte ein juristisches Schlupfloch des Moratoriums. Denn Japan berief sich auf eine Klausel, die einen sehr beschränkten Walfang zu wissenschaftlichen Zwecken erlaubt. Doch die Asiaten erfüllten die Kriterien dafür nicht. Das Programm sei kommerziell, so das Urteil des Internationalen Gerichtshofs im Jahr 2014. 2018 stellte Japan erneut einen Antrag bei der IWC, Tiere für den Konsum fangen zu dürfen, was aber von der Mehrheit der Mitglieder abgelehnt wurde. Zur Begründung gaben die Japaner an, dass es mittlerweile wieder genug Wale gebe und sie eine "nachhaltige Walfangindustrie" aufbauen wollen. Am 1. Juli 2019 verließ Japan schließlich die Internationale Walfangkommission und nahm den kommerziellen Walfang wieder auf.

Walfang: Auch Island und Norwegen scheren aus

Der Zwergwal, auch Minkwal genannt, kommt vor allem im Nordatlantik und Nordpazifik vor.

Neben Japan erkennen auch Island und Norwegen das Moratorium nicht an. Die beiden Länder sind zwar nach wie vor Mitglieder im IWC, betreiben aber trotzdem kommerziellen Walfang. Vor Island werden vor allem Zwergwale und die von der IUCN als "gefährdet" eingestuften Finnwale (Stand: September 2022) gejagt.
Allerdings setzt der kommerzielle Walfang in Island seit 2019 aus. 2024 ist dann ganz Schluss mit dem Walfang in Island, dann dürfen die Tiere hier nicht mehr gejagt werden.
In Norwegen sind vor allem Zwergwale begehrt. Ökonomisch spielt die Jagd im reichen Land Norwegen keine größere Rolle, im Vordergrund stehen hier eher traditionelle Gründe.

Wale sind wichtig fürs Ökosystem

Die gigantischen Meeressäuger, die das Wasser durchpflügen, spielen bei der Durchmischung der Wasserschichten im Meer eine wichtige Rolle. Außerdem vertilgen sie in Tiefen zwischen 200 bis 1.000 Metern große Mengen Krill, Fisch und Tintenfisch. Wegen der angenehmeren Druckverhältnisse entleeren sie ihren riesigen Darm aber meist nahe der Oberfläche und transportieren somit große Mengen wertvoller Nährstoffe - wie etwa Eisen - aus der Tiefe nach oben. So blühen die Algen, die wiederum vom Krill und anderen Krebsen gefressen werden. Der Kreislauf schließt sich, denn das Eisen wandert vom Krill über die Wale zu den Algen und wieder zum Krill. Dieses System nennen Experten "die Walpumpe". Je besser die Walpumpe funktioniert, desto mehr CO2 wird durch Algen im Ökosystem gebunden.

Wale und Delfine

Über 80 Walarten bevölkern die Ozeane unserer Erde. Zu ihnen zählt mit dem Blauwal das größte Tier, das auf der Erde lebt. Er kann bis zu 33 Meter lang und bis zu 200 Tonnen schwer werden. Zu den Walen zählen aber auch Flussdelfine mit nur 1,5 Metern Länge. Die WDC (Whale and Dolphin Conservation) benennt auf ihren Seiten an die 90 Walarten. Der WWF Deutschland geht von 86 Walarten aus, die in 14 Familien und 40 Gattungen untergliedert werden. Die Arten werden grundsätzlich in zwei Unterordnungen unterschieden, je nachdem ob die Wale mit Barten oder Zähnen ausgestattet sind.

Wal-Geschichten

Blauwal-Ohrenschmalz - Teil 1

Die chemische Zusammensetzung des Ohrenschmalzes von Blauwalen verrät eine Menge über das Leben der gigantischen Meeressäuger. Das ist das Ergebnis von Sascha Usenko und seinen Kollegen von der Baylor Universität in Waco (Texas). Wale haben keine Ohrmuscheln. Von außen ist bei ihnen ein kleines Loch als Ohr zu erkennen. Zwischen dieser Öffnung und dem inneren Hörorgan liegt der Gehörgang mit dem Ohrenschmalzpfropfen. Die Forscher entfernten ein 25 Zentimeter langes Exemplar aus dem Gehörgang eines toten Blauwals. So ein Pfropfen besteht aus mehreren Schichten, ähnlich wie ein Baumstamm aus Jahresringen aufgebaut ist.

Blauwal-Ohrenschmalz - Teil 2

Die Wissenschaftler suchten im Wal-Ohrenschmalz unter anderem nach dem Stresshormon Cortisol, dem Sexualhormon Testosteron und nach Pestiziden. Ihre Analyse ergab: Der Blauwal war etwa zwölf Jahre alt, als er einer Kollision mit einem Schiff zum Opfer fiel. Der hohen Konzentration an Cortisol und Testosteron in den entsprechenden Schichten des Ohrenschmalzpfropfens nach zu urteilen, wurde er mit etwa zehn Jahren geschlechtsreif. Andere Inhaltsstoffe zeigten, dass er vor allem während des ersten Lebensjahres, als er noch gestillt wurde, Pestiziden ausgesetzt war. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Schadstoffe durch die Mutter übertragen wurden.

Vom Aussterben bedrohter Ostsee-Schweinswal

Es gibt ihn tatsächlich, den Ostsee-Schweinswal, der östlich von Rügen bis hoch nach Finnland und vor den Küsten Lettlands vorkommt. Das haben Biologen am Deutschen Meeresmuseum in Stralsund in einem Forschungsprojekt mit 300 Detektoren belegen können. Sie konnten die Schweinswale an ihren typischen Klickgeräuschen erkennen. Die Artgenossen in der Nordsee und die in der westlichen Ostsee unterscheiden sich entgegen früherer Untersuchungen kaum. Allerdings sind die Ostsee-Schweinswale in ihrem Bestand gefährdet, deshalb werden sie auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) geführt.

Tauchrekord eines Cuvier-Schnabelwals

Cuvier-Schnabelwale sind nach Forscherangaben Weltmeister im Tauchen. Sie tauchen bis in eine Tiefe von 2.992 Metern. Der längste registrierte Tauchgang dauerte knapp 140 Minuten. Damit schlage die Zahnwalart den bisherigen Rekordhalter unter den Säugern, den Südlichen See-Elefanten, von denen eine Tauchtiefe von 2.388 Metern und eine Tauchdauer von 120 Minuten bekannt ist. Die Forscher um Gregory Schorr vom Cascadia Research Collective hatten 2014 die Daten von acht Cuvier-Schnabelwalen bei mehr als 6.000 Tauchgängen vor der Küste Kaliforniens erfasst. Die bis zu sieben Meter langen und drei Tonnen schweren Tiere ernähren sich hauptsächlich von Tintenfischen, die in großen Wassertiefen leben.

Bartenwale schlürfen statt beißen 

Ein Grauwal (Bartenwal) vor der Baja California Halbinsel.

Barten- und Zahnwale unterscheiden sich vor allem durch die Art, wie sie ihre Nahrung aufnehmen. Die Bartenwale filtern ihre Nahrung aus dem Meerwasser. Barten bestehen wie unsere Haare aus Keratin, sind bis zu vier Meter lang und am Oberkiefer befestigt. Die Bartenwale öffnen ihr Maul und lassen Meerwasser hineinfließen. Dabei strömt auch ihre Nahrung, Krill, Plankton und Kleinorganismen, ins Maul. Um die Nahrung herauszufiltern, pressen sie das Wasser durch die Barten wieder hinaus.

Die Bartenwale

Die 15 Bartenwalarten werden in vier Familien untergliedert:

  • Grauwale (1 Art)
  • Furchenwale (9 Arten)
  • Glattwale (4 Arten)
  • Zwergglattwale (1 Art)

Die Zahnwale

Etwa 71 Arten werden zu den Zahnwalen gezählt, darunter auch der Pottwal. Auch alle Delfine und Tümmler gehören dazu, wie zum Beispiel auch die kleinste Walart, der Hectordelfin, mit einer Länge von bis zu 1,4 Metern Länge. Die rund 71 Arten der Zahnwale werden in zehn Familien aufgeteilt:

  • Chinesischer Flussdelfin (1 Art)
  • Amazonasdelfin (1 Art)
  • La-Plata-Delfin (1 Art)
  • Südasiatischer Flussdelfin (1 Art)
  • Eigentliche Delfine (35 Arten)
  • Schweinswale (6 Arten)
  • Gründelwale (2 Arten) 
  • Pottwal (1 Art)
  • Zwergpottwale (2 Arten)
  • Schnabelwale (etwa 21 Arten)

Wale bewohnen alle Ozeane

Ein Schwertwal (Zahnwal) in den Gewässern vor Kanada. Er gehört zur Familie der Delfine. Walfänger gaben ihm auch den Namen Killerwal.

Vor rund 50 Millionen Jahren eroberten die Wale das Meer als neuen Lebensraum. Arten wie der Blauwal, der Buckelwal oder der Große Schwertwal kommen fast überall vor, andere nur in bestimmten Regionen. Der Lebensraum richtet sich oft nach dem Breitengrad und der damit verbundenen Wassertemperatur. In den nördlichen Polarmeeren leben Narwale oder Weißwale. Den Brydewal findet man nur in subtropischen Gewässern.

Wale und ihre Evolution zum Meerestier

Die Schwanzflosse eines Atlantischen Nordkapers ragt aus dem Meer.

Im Lauf der Evolution haben sich die Säugetiere optimal dem Leben im Wasser angepasst: Ihr Körper wurde stromlinienförmig, sie entwickelten eine horizontale Schwanzfluke und zur Stabilisierung die Rückenfinne. Aus dem Fell wurde eine Speckschicht, der wärmeisolierende Blubber, und die Nasenlöcher entwickelten sich zu Blaslöchern an der Kopfoberseite. Gerade auch an diesen Blaslöchern kann man die Zahn- oder Bartenwale unterscheiden, denn Zahnwale haben ein, Bartenwale dagegen zwei Blaslöcher. Wale zeigen also eine enorme Entwicklung in der Evolution. Trotzdem sind sie der menschlichen Harpune schutzlos ausgeliefert. Ziel des IWC ist es, Wale vor menschlichen Übergriffen zu schützen, um deren Fortbestand zu sichern.

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