Bayern 2 - Hörspiel


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Thomas Harlan Romane - Hörspiele

Stand: 11.03.2011

Thomas Harlan | Bild: picture-alliance/dpa

Rosa

In den sechziger Jahren stieß Thomas Harlan bei Recherchen über Kriegsverbrechen auf Gerüchte über das Dorf Kulmhof, an dem die Deutschen die Technologie des Massenmords erprobten. Sein 2000 erschienener Debütroman Rosa ist das Gegenteil einer Bilanz und alles andere als ein Fazit. Der Text ist ein sprachlich-gedankliches Ringen mit einem ungeheuerlichen Stoff.

Eine Lichtung bei Kulmhof in Polen. Aus der schneeverwehten Ebene wölbt sich das Dach eines Erdhauses, ein Pferd ohne Schweif ist an den rauchenden, klapprigen Schornstein gebunden, der aus dem Boden ragt. In der Höhle hausen Rosa Peham und Józef Najman. Rosa ist die ehemalige Verlobte von Franz Maderholz, der Zahlmeister im Vernichtungslager Kulmhof war. Die Asche der Opfer füllt den Boden der Lichtung, die seit Kriegsende Rosas Heimstatt ist. Franz ist verschollen, Rosa hat sich 1948 mit Józef liiert. Auch ihm wird eine dunkle Vergangenheit nachgesagt. Jahrzehnte später erfahren ein Filmteam und ein Theologe aus alten Akten von Rosa und den damaligen Ereignissen.Regisseur Bernhard Jugel hat die nackte Sprache anstelle einer von Klang- und Geräuschfolien umgebenen Realisation als Medium gewählt. Eine Radio-Adaption, die eine hellere Wahrnehmung hervorruft. (Jurybegründung Hörspiel des Monats April 2001)

Thomas Harlan: Rosa - Die Akte Rosa Peham

Bearbeitung: Michael Farin
Komposition: Helga Pogatschar
Regie: Bernhard Jugel
BR/WDR 2001, Länge: 78'31

Heldenfriedhof

Thomas Harlans Roman Heldenfriedhof von 2006 ist ein Kosmos aus unzähligen historischen wie fiktiven Personen und spielt an so verschiedenen Orten wie Triest, Mozambique und München. Michael Farin ist in seiner Bearbeitung zwei Perspektiven gefolgt. Ich bin nicht mehr in mir beschäftigt sich mit dem Leben und der rätselhaften Identität von Enrico Cosulich und stellt die Exposition für Heldenfriedhof - Der Roman des Enrico Cosulich dar.Der Roman Heldenfriedhof ist ein irritierendes Kaleidoskop, vielschichtig, schillernd, oszillierend. Die beiden daraus entwickelten Hörspiele beschreiten, jedes für sich, verschiedene Wege, um aber dennoch zum selben Ziel zu gelangen. Sie ermöglichen eine Reise in die Vergangenheit, die Wirklichkeit, und eine Reise in die Zukunft, die Fiktion. Zusammen ergeben sie das Spiegelkabinett Gegenwart. (Michael Farin)

Am 20. Mai 1962 werden auf dem Triester Heldenfriedhof 14 Tote in frisch ausgehobenen Gruben entdeckt. Nach und nach wird offenbar, dass es sich bei den Selbstmördern um Überlebende des nationalsozialistischen Kommandos Reinhard handelt, dem während des Zweiten Weltkriegs die Triester Reismühle San Sabba als Gefängnis- und Hinrichtungsstätte diente.

Die Spurensuche führt unter anderem nach München in die Bräuhausstraße, in der der kollektive Selbstmord unter dem Deckmantel einer Tarnfirma akribisch geplant wird. Es geht um die Erfüllung eines alten Eides, dem Feind nicht lebendig in die Hände zu fallen. Thomas Harlans Roman besteht zu großen Teilen aus Dokumenten und Protokollen, bzw. Berichten, die solche zitieren. In verschiedenen Erzählstilen werden Ereignisse zwischen den Jahren 1942 und 2000 behandelt.

Schlüsselfigur in dem Geschehen ist Enrico Cosulich, der als ehemaliger Leiter des Instituts für forensische Medizin in Triest und als Sohn eines der Opfer von San Sabba mit den Selbstmördern in Verbindung steht. Cosulich schreibt jedoch auch selbst an einem Folgeroman mit dem Titel Heldenfriedhof. Der Tag, an dem der erste Teil dieses Romans veröffentlicht wird, ist genau jener 20. Mai 1962, an dem sich das darin Erzählte tatsächlich ereignet. Realität und Fiktion verbinden sich zu einer Schleife, die sich bis zum Ende des Romans nicht löst.

Thomas Harlan: Heldenfriedhof

Ich bin nicht mehr in mir - Das Leben des Enrico Cosulich

Bearbeitung: Michael Farin
Komposition: Martina Eisenreich
Regie: Ulrich Lampen
BR 2006, Länge: 49'35

Heldenfriedhof - Der Roman des Enrico Cosulich

Bearbeitung: Michael Farin
Komposition: Martina Eisenreich
Regie: Ulrich Lampen
BR 2006, Länge: 58'31


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