Bayern 2 - Hörspiel


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BR Radio Tatort "Mörder und Gespenster"

Kommissarin Jaqueline Hosnicz wurde nach einem missglückten Einsatz vom Dienst suspendiert. Jetzt teilt sie sich mit dem ebenfalls als "nicht teamfähig" eingestuften Jakob Rosenberg ein Kellerbüro. Ihr erster Fall: Albert Auerberg, alleinstehender Besitzer eines Antiquariats, wurde nachts im Münchner Bahnhofsviertel niedergestochen. Keine Spuren, keine Angehörigen, nicht mal Spekulationen.

Stand: 16.10.2019 | Archiv

Franz Dobler | Bild: Marijan Murat

10 Fragen an Franz Dobler

Neben Romanen und Gedichtbänden veröffentlichen Sie Erzählungen und Musikbücher, geben Kompilationen heraus und sind DJ. Wann und wie sind Sie zum Krimi gekommen?

Ich hatte einen langen Vorlauf: 2014 kam mein erster Kriminalroman Ein Bulle im Zug raus. Aber schon in meinem ersten Buch 1988 erschien die Shortstory Wie man Detektiv wird, und die Romane davor waren sozusagen halbe Krimis, Waffen spielten jedenfalls immer eine Rolle. Ich habe mich dann lange nicht getraut, einen Schritt weiterzugehen, weil ich großen Respekt vor dem Genre habe. Wenn man keinen netten Heimatkrimi schreiben will, sehe ich es als eine Herausforderung, die mit Spaß wenig zu tun hat.

Wo spielt der neue BR Radio Tatort, wo ist er verortet?

In der München Bahnhofsgegend und im angrenzenden Westend, Schwanthalerhöh'. Wo das reiche München noch nicht alles plattgemacht hat.

Was für eine Figur ist Ihre Hauptfigur Jaqueline Hosnicz?

Sie ist 40 Jahre alt, kam nach der Wende aus der DDR. Eine starke Frau, sie boxt und kann auch Reden schwingen. Ist nach einem Zwischenfall im Dienst suspendiert worden, fühlt sich jetzt beim Wiedereinstieg auf einem Abstellgleis, aber lässt sich nicht unterkriegen.

Welche weiteren fortlaufenden Figuren wird es neben ihr geben?

Ihren neuen Partner Jakob Rosenberg, der wie Hosnicz auf ein Abstellgleis verschoben und ebenfalls als „teamunfähig“ berüchtigt ist, ihre Chefin Karin (kein Kumpeltyp) Markwart und ihre beste Freundin Alina Maurer, eine Psychotherapeutin mit schlechtem Gewissen, u.a., weil sie einen SUV fährt. Soweit der aktuelle Stand.

Wo fallen Ihnen die Fälle für Ihre Bücher oder den Radio Tatort ein?

Ich suche nicht nach besonders irren Fällen. Dieser erste Radio Tatort-Fall ist mir über den Weg gelaufen, als ich mich für mein letztes Buch Die Trikont-Story mit der 68er-Protestbewegung und einigen Karrieren beschäftigt habe, die damals anfingen. Auch eine Geschichte von Verlierern und Gewinnern. Der Fall ist erfunden, aber nicht der gesellschaftspolitische Background und viele Details.

Wie recherchieren Sie?

Ich habe inzwischen mit einigen Polizisten gesprochen, die auf ganz unterschiedlichen Ebenen arbeiten. Das sind immer wichtige Informationen. Ansonsten natürlich so viel veröffentlichtes Material wie möglich. Und viel durch die Stadt laufen, überall. Und immer auch mit den eigenen Leichen im Keller sprechen, auch wenn ich die manchmal lieber vergessen würde.

Ihre Reihe um den Ex-Polizisten Fallner geht im Herbst 2019 in die dritte Runde, war es schwer für Sie, sich vom Romanschreiben auf die Form Hörspiel umzustellen?

Es war tatsächlich erstmal schwierig, obwohl ich in den Romanen viel mit Dialogen arbeite. Plötzlich habe ich das nicht-dialogische Schreiben vermisst. Daher gibt es im Radio Tatort-Manuskript bei mir wahrscheinlich mehr sogenannten Regieanweisungen als üblich, die jedoch vor allem für mich hilfreiche Krücken waren. Und ich hatte lange kein Hörspiel geschrieben, hätte ich auch jetzt nicht gemacht – also danke für die Einladung! Ich bin sowieso ein Hörspielfan und jetzt endlich wieder im Boot.

Wie stellen Sie sich Ihre Hauptfigur akustisch vor?

Zupackend, lebhaft. Charmant sowieso. Auf die Umsetzung der Hosnicz-Doppelrolle als Figur und Erzählerin bin ich sehr gespannt.

Haben Sie Wünsche oder auch Ängste in Bezug auf die Inszenierung?

Sehr witzig, die Frage. Ich wünsche mir heute am 03. Juni 2019, dass ich so gut bin wie mein Vorgänger Robert Hültner und dass Regisseur Ulrich Lampen so gut ist wie immer und dass die Besetzung der Hammer ist und die Musik von der Band Das Hobos alle begeistert. Ängste: Dass ich noch mehr streichen muss und eines Tages in Deggendorf mein Zug stecken bleibt.

Schon Ideen für den nächsten Radio Tatort 2020?

Ich kann schon mal so viel verraten, dass der Tote vom ersten Fall im zweiten sicher nicht auferstehen wird.

(Interview: Katarina Agathos, Chefdramaturgin)

Kurzbio

Franz Dobler, Autor, Journalist, DJ. Deutscher Krimi Preis für die Kriminalromane Ein Bulle im Zug und Ein Schlag ins Gesicht, Veröffentlichung des dritten Teils der Reihe Ein Schuss ins Blaue im Herbst 2019. Bücher u.a. Tollwut (1999), The beast in me (2002); BR-Hörspiele u.a. Wer weiß mehr? (1990), Der Mann ohne Pass (1999).


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