Bayern 2 - Hörspiel


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Feldforschungen zur digitalen Kunst & Gesellschaft SuchmaschineWissenMacht

Stand: 28.07.2014 | Archiv

hör!spiel!art.mix-Motiv | Bild: BR, Heidi Sorg

Gespräche mit Praktikern und Theoretikern der Wissensgesellschaft

Die Sendereihe SuchmaschineWissenMacht spürte 2007/2008 ein gutes Jahr lang den Chancen und Risiken, Möglichkeiten und Hindernissen der Wissensgesellschaft nach. Denn nichts ist so wichtig für Kunst und Gesellschaft im 21. Jahrhundert wie der ungehinderte Zugang zur Ressource Wissen – und der freie Umgang mit ihr.

Suchmaschinen machen uns in rasender Geschwindigkeit eine überwältigende Menge an Informationen zugänglich. Wie diese Maschinen Wissen aus dem Internet filtern, wie sie es archivieren und warum sie es in welcher Reihenfolge anzeigen, ist ihr Geheimnis. Doch was den Anschein der Willkür hat, steht in ganz bestimmten kapitalen und kulturellen Kontexten. Deswegen finden wir mit Suchmaschinen längst nicht alles Wissen, das es im Internet gibt. Und mit dem digitalen Wissen, das wir finden, dürfen wir längst nicht alles machen, was wir könnten und möchten. Wie groß ist die Kluft zwischen dem möglichen und dem zugänglichen Wissen?
 
Aber was bedeutet überhaupt Wissensgesellschaft? Warum trägt unsere spätindustrielle Gesellschaft das "Wissen" so vor sich her? Welches Wissen ist gemeint? Welche Medien produzieren welches Wissen? Wer bestimmt, was heute wissenswert ist? Was müssen wir wissen? Welche Rolle spielen dabei die Universitäten, die Massenmedien, das Internet und die Kunst?

Wieso wird einerseits das basisdemokratische Web2.0 der Wikis und Blogs gepriesen, in dem endlich jeder Empfänger ein Sender sein soll, während auf der anderen Seite Eliteuniversitäten etabliert werden? Was bedeutet es, wenn digitale Communities von Medienkonzernen aufgekauft werden? Was passiert mit den  Persönlichkeits- und dem Eigentumsrechten der Benutzer?

Was ist überhaupt "geistiges Eigentum"? Und was bedeutet es für die Künstler des digitalen Zeitalters? Welche Auswirkungen haben Urheberrechte und Patente auf ihre Kreativität? Welche Rolle spielen Kontrolltechnologien wie Trusted Computing und DRM? Wie reflektieren Medienkünstler den Trend zu einem immer restriktiver werdenden Internet? Was für subversive Strategien wenden Künstler an, um das privatisierte Wissen für Kunst und Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen?

Und wer außer den Suchmaschinen bietet in der Wissensgesellschaft Orientierung? Nach welchen Kriterien, mit welchem Auftrag und welcher Motivation selektieren die Massenmedien die wild wuchernden digitalen Diskurse? Wer entscheidet, welches Wissen bewahrenswert ist? Wer erinnert an das Wesentliche? Wer entscheidet über die Archive und ihre Inhalte? Und wer hat zu welchen Bedingungen Zugang zu ihnen?

Wird Wissen zu Beginn des 21. Jahrhunderts wirklich demokratisiert oder handelt es sich vielmehr um eine Privatisierung des kollektiven Gedächtnisses? Mit diesen Fragen zur digitalen Kunst und Gesellschaft beschäftigte sich 2007/2008 die Sendereihe SuchmaschineWissenMacht in Gesprächen mit Praktikern und Theoretikern der Wissensgesellschaft.


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