Bayern 2 - Gesundheitsgespräch


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Tinnitus Töne hören, die sonst niemand hört

Jeder Mensch hat immer wieder ein vorübergehendes Pfeifen im Ohr. Wenige Minuten oder auch eine Stunde lang – dann verschwindet das innere Geräusch wieder und wird nicht als besonders störend empfunden. Als Tinnitus-Patient wird sich nur bezeichnen, wer die Geräusche ständig hört und teils extrem darunter leidet.

Von: Sabine März-Lerch

Stand: 28.04.2020

Symbolbild für Tinnitus: Eine kleine Spielzeugfigur mit Presslufthammer sitzt im Ohr einer jungen Frau. | Bild: picture-alliance/dpa

In 80 Prozent der Fälle tritt das mehr oder weniger starke ständige Ohrgeräusch, der Tinnitus, mit einem Hörsturz gemeinsam auf. Aber auch in den anderen Fällen kann ein kleiner, unbemerkter Hörsturz dahinterstehen.

"Wie der Hörsturz ist der Tinnitus keine Krankheit, sondern ein Symptom. Ein Symptom eines unbekannten ursächlichen Vorgangs."

Prof. Markus Suckfüll

Weitere Hintergründe

Manchmal ist der Zusammenhang auch ganz offensichtlich: Übermäßiger Lärm oder ein akutes Knalltrauma verursacht Ohrgeräusche. Beide lösen einen bleibenden Schaden an den Hör-Sinnes-Zellen und einen bleibenden Ton im Ohr aus. Auch Medikamente, die das Gehör schädigen, spielen wie beim Hörsturz auch beim Tinnitus eine Rolle. Immer wieder diskutiert werden auch Stoffwechselkrankheiten oder Erkrankungen des Zentralen Nervensystems.

"Jede Form der Innenohrschädigung kann einen Tinnitus machen, übrigens auch das ganz normale Altern des Gehörs. Wo man das drastisch merkt, das ist, dass man ab 40 im hohen Frequenzbereich langsam schlechter hört. Auch das führt oft zu einem Tinnitus."

Prof. Markus Suckfüll

Die Charakteristik des Tinnitus

Am Anfang steht ein Ton, den nur der einzelne Mensch hört. Doch wo wird dieser Ton – anatomisch oder physiologisch – sozusagen "produziert"?

"Da können wir nicht wirklich eine Antwort geben. Ich stelle mir das so ein bisschen vor wie ein Rückkopplungspfeifen bei einem Verstärker, der nicht in Ordnung ist. Aber letztlich kann man eigentlich nicht sagen, was der Mechanismus ist, wie es zum Tinnitus kommt. Er findet im Innenohr, und da vermutlich in den Haarzellen, statt. Vielmehr kann man auch schon nicht dazu sagen."

  Prof. Markus Suckfüll

Dieser Ton jedoch kann sich völlig verselbständigen, in der Hörbahn durch eine Fehlschaltung des Gehirns – bis dahin, dass er auch bei kompletter Ertaubung noch gehört wird. Ein Phantom-Ton sozusagen.


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