Bayern 2 - Gesundheitsgespräch

Hintergrund Psyche und Job

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Strategien aus der Krise Was hilft, wo finde ich Hilfe?

Wer nach einem längeren Arbeitsleben in die Erwerbslosigkeit rutscht, empfindet dies oft als schwere Kränkung. Viele definieren sich auch im Zeitalter der Generation Y sehr stark über ihre Arbeit. Durch den Verlust des Jobs erhöht sich auch das Risiko für physische und psychische Erkrankungen um ein Vielfaches.

Stand: 27.09.2016

Zwei Menschen reichen sich die Hände | Bild: colourbox.com

Etwas anders sieht es aus, wenn jemand von Anfang an keine Arbeit gefunden hat. Dann fehlt Vielen Struktur und ein gesunder Tagesrhythmus mit normalen Schlaf- undEtwas anders sieht es aus, wenn jemand von Anfang an keine Arbeit gefunden hat. Dann fehlt Vielen Struktur und ein gesunder Tagesrhythmus mit normalen Schlaf- und Wachzeiten. Wachzeiten.

Struktur zurückgewinnen

Wenn die persönliche Kränkung des Jobverlustes überwunden und die entsprechende Trauerarbeit geleistet ist, gilt es, Struktur im Alltag zurückzugewinnen. Interessen entdecken und pflegen, sich ehrenamtlich engagieren, neue Aufgaben im Familienverband übernehmen. Das alles kann dabei hilfreich sein. Hauptsache, nicht einfach den Tag vertrödeln. Das erleichtert auch den Wiedereinstieg, sobald man wieder Arbeit findet.

Resilienz hilft immer - auch im Krisenfall

Als Resilienz bezeichnet man die Fähigkeit, positiv mit Krisen und Konflikten umzugehen, ohne krank zu werden. Diese Fähigkeit ist zu einem guten Teil in den Genen eines Menschen angelegt, ein weiterer Teil wird einem durch Erziehung mitgegeben. Darüber hinaus kann man Resilienz aber durchaus gezielt trainieren. So kann man beispielsweise an seiner Durchsetzungskraft arbeiten, seinen Umgang mit Kritik ändern oder versuchen, bestimmte Dinge stärker mit Humor zu nehmen. Die Arbeit an diesen psychologischen Faktoren kann einem z.B. helfen, wenn es darum geht, auch mal nein zu sagen.

"Wenn das Engelchen und das Teufelchen mal wieder auf der Schulter sitzen und das Engelchen sagt: 'Du kannst es doch ruhig noch mehr arbeiten, du hast es doch immer schon so gemacht!', dann auch mal auf das Teufelchen hören, das sagt: 'Nein, diesmal nicht!' Höchstwahrscheinlich wird nichts Schlimmes passieren!"

Prof. Reinhart Schüppel, Chefarzt der Johannesbad Fachklinik für Psychosomatik und Sucht in Furth im Wald

Wo kommt Hilfe her?

Wenn psychologische Probleme am Arbeitsplatz auftreten, ist immer die Frage: Wo kann der Betroffene Hilfe bekommen? Während die Institution des Suchtbeauftragten mittlerweile in vielen größeren Firmen etabliert ist, findet man psychologische Unterstützung zu anderen Themen eher selten. In manchen Betrieben erfüllen Mitarbeiter des Gesundheits- oder Sozialdiensts oder besonders geschulte Mitglieder des Betriebsrates diese Funktion.

"Einige Mitarbeiter sind skeptisch und sogar misstrauisch, wenn jemand aus der Firma diese Aufgabe übernimmt, weil sie sich dann vom Arbeitgeber überwacht fühlen. Deswegen empfiehlt es sich, dass Betriebe in ihrem Netzwerk auch Ansprechpartner von außerhalb haben."

Prof. Reinhart Schüppel, Chefarzt der Johannesbad Fachklinik für Psychosomatik und Sucht in Furth im Wald


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