Rio-Magazin Die Olympiastadt jenseits der Sportstadien
Das ARD-Hörfunk-Team für Südamerika um Julio Segador und Anne Herrberg zeichnet in fünf Reportagen ein schillerndes Bild der Metropole. Themen und Perspektiven sind dabei so unterschiedlich wie überraschend: Der Blick reicht von der Sklavereigeschichte Rios bis in die Zukunft, von einer Kirchengemeinde mit schrillem Sound, dem Geburtsort des Bossa Nova bis zur Favela mit grüner Oase.
Rios Blick in die Zukunft - Das spektakuläre Museu do Amanhã
Wie auf einem Landungssteg ragt das Gebäude in die Guanabarabucht Rios. Die architektonische Form ist nicht das einzig Ungewöhnliche am Museu do Amanhã. Das Museum von morgen beschäftigt sich buchstäblich mit dem Morgen und wirft eine Reihe wichtiger Fragen auf: Wie wollen wir künftig zusammenleben, wie nachhaltig kann, muss unser Leben sein, damit das Morgen eine Zukunft hat? Konzipiert von Star-Architekt Santiago Calatrava, ist das Museum der Mittelpunkt der neugestalteten Hafengegend Porto Maravilha. Julio Segador hat es besucht.
Das schwarze Rio – Wie die Stadt mit ihrer Sklaverei-Geschichte umgeht
Rio ist die Stadt, in die der portugiesische Königshof einst umzog, als er aus Europa floh. Die Hauptstadt des Imperiums. Ohne Sklaven gäbe es diese Stadt nicht. Rio war einer der größten Sklavenhäfen der Welt. Sie haben für die europäischen Kolonialherren die Reichtümer Brasiliens auf Schiffe verladen, haben die Kinder der Reichen gepflegt, Königspaläste gebaut. Doch bis heute wird der Menschenhandel in der Stadt heruntergespielt und als eine Art 'humaneres' Gegenstück zur Sklaverei in den US-Südstaaten verklärt. Im Rahmen der Bauarbeiten im Vorfeld der Olympischen Spiele kamen archäologische Fundstätten ans Licht, die das Gegenteil beweisen, wie Anne Herrberg berichtet.
Kreissägen im Haus des Herrn - Rios Heavy Metal-Kirche
Das Ambiente erinnert an tiefsten Underground, man trägt schwarze Stiefel statt der sonst für Rio so typischen Badelatschen. Auch sonst erinnert wenig an das klischeehafte Postkarten-Rio, kein Samba, kein Bossa Nova. Inbrünstig singen die sehr unorthodox wirkenden Mitglieder der Metanoia-Kirche zu den verzerrten Gitarrenlängen ihre unkonventionellen Metal-Hymnen auf den Herrn. Thomas Milz hat die Gemeinde besucht.
Bossa Nova Forever - Besuch in Rios Flaschengasse
An Rios Copacabana schaffte der Bossa Nova seinen Durchbruch. Ende der 50er-Jahre hörte man hier zum ersten Mal João Gilbertos Aufnahme von "Chega de Saudade" - übersetzt "Nie wieder Sehnsucht" -, es veränderte das Leben von João Gilberto. Der Bossa Nova triumphierte weltweit. Der Musiker hatte bis dahin eher in kleinen Clubs in Rio gespielt, unter anderem in der "Beco das Garrafas", der Flaschengasse. Den Namen bekam die Gasse, weil die Anwohner auf die lärmenden Gäste von oben aus den Fenstern Flaschen warfen. Mit dem Militärputsch in Brasilien Mitte der 60er-Jahre verebbte im Land auch die Bossa Nova-Welle. Seit einigen Jahren aber treffen sich die Musiker wieder in den legendären Clubs in Rios Flaschengasse. Julio Segador hat sich umgehört.
Vom Müllplatz zum Designer-Park
Rio hat ein Müllproblem. Das weiß man nicht zuletzt, seitdem im Vorfeld der Olympischen Spiele über die Verschmutzung der Guanabara-Bucht diskutiert wird. Doch es geht auch anders: Vor zehn Jahren wurde es den Bewohnern der Vidigal, einer Slum-Community mit traumhaftem Meerblick, zu viel. Gemeinschaftlich säuberte man den Regenwald von 12 Tonnen achtlos weggeworfenem Müll. Mehr noch, man baute dort einen Designer-Park aus recyceltem Abfall. Inzwischen sprießen Blumen in Autoreifen, Plastikflaschen und alten Kloschüsseln. Anne Herrberg hat die Oase besucht.
Playlist
Tim Maia: Que beleza
Clementina de Jesus, Geraldo Filme & Tia Doca: Canto 1
Beth Cardoso: Barracão de Zinco
Sandalia de Prata: Reza forte
Baden Powell: Samba do Avião
Funk como le gusta: 16 Toneladas