Bayern 2 - Bayerisches Feuilleton


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Well done Traudl Well, Mutter der Geschwister Well

Traudl Well verbindet das Schöne gern mit dem Praktischen. Sie liebt den Wald, seine Stille, und wenn sie schon einmal da ist, warum nicht gleich Schwammerl suchen? Denn einfach nur da sein, stehen und schauen, das kann sie nicht. Sie muss etwas tun. So hat sie es immer gehalten. So hält sie es immer noch. So hat sie 15 Kinder groß gezogen, hat dann den Kindern mit den Enkeln geholfen. 35 Enkel sind es inzwischen, außerdem 10 Urenkel. Eine große Familie, die fest zusammenhält.

Von: Brigitte Reimer

Stand: 14.07.2012 | Archiv

Traudl Well | Bild: BR

Traudl Well lacht gern und viel. Sie ist eine wunderbare Erzählerin, eine, die den Faden stets im Auge behält. Bescheiden zweifelt sie daran, dass das, was sie erzählen kann, andere interessiert. Aber wer ihr zuhören darf, kann gar nicht anders, als alles ringsum zu vergessen und die Welt so zu sehen, wie Traudl Well sie schildert. Oft ist es eine arme Welt. In den 30er Jahren etwa, als sie gern Medizin studiert hätte, aber die Schule verlassen musste, weil ihre Eltern sich die Ausbildung nicht leisten konnten. Oder in den 40er Jahren, als sie mit ihrem Mann in einem Schulhaus ohne fließendes Wasser gewohnt hat. Täglich hat sie das Wasser für die Familie mit inzwischen 6 Kindern aus dem Dorfbrunnen ziehen müssen. „Und is a ganga“ sagt sie und lacht. Vieles ist gegangen, weil es eben gehen musste. Geholfen hat die Musik. Sie hat den Kindern das Flötenspielen beigebracht, ihr Mann das Singen. Die Instrumente hat „oans dann dem anderen wieder gelernt“. Selbstverständlich ist das für sie, wie vieles andere auch. Nur eines mag sie ganz und gar nicht: Jammern. Das ist ihr fremd.

15 Kinder, die alle anständige Leut geworden sind

Die "Biermösl Blosn"

15 Kinder hat Traudl Well geboren, und dass alle anständige Leut geworden sind, freut sie. Auch wenn ihr manche Texte der Biermösl Blosn nicht gefallen haben. „Ma g’wohnts“ sagt sie knapp und vergisst nicht zu erzählen, dass der Pfarrer von Günzlhofen darum gebeten hat, dass sie bei ihm in der Kirche singen und spielen.

"Fein sein, beinander bleiben"

Musik macht Traudl Well heute noch, mit über 90 Jahren. Bei den Auftritten der Geschwister Well spielt sie mit - so zur Zeit in den Münchner Kammerspielen beim Hausmusikabend "Fein sein, beinander bleiben". Und für das Feuilleton von Brigitte Reimer ist sie 2005 mit ihrem Sohn Helmut ins Studio 4 des Bayerischen Rundfunks gekommen, um einige Zither-Stücke aufnehmen zu lassen.

Musiktitel der Sendung:

  • Traudl und Helmut Well: Bauernmenuett
  • Traudl und Helmut Well: Woaf
  • Biermösl Blosn: Wos braucht ma aufm Bauerndorf?
  • Chor der Mädchenrealschule Neuhaus am Inn: Wenn eine Mutter ...
  • Wellküren: Walzer in e
  • Traudl und Helmut Well: Barti Landler
  • Well-Kinder: Grüaß di Gott Christkindl
  • Traudl und Helmut Well: A Schüsserl und a Reinderl
  • Kinder der Biermösl Blosn: Zing zang zing
  • Wellküren: Zufriedenheit
  • Well Buam: Zwiefache einfach

Veranstaltungstipp: "Fein sein, Beinander bleibn", ein Hausmusikabend von und mit den Geschwistern Well und Franz Wittenbrink in den Münchner Kammerspielen


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