Bayern 2 - Bayerisches Feuilleton


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Taxler und Taxlerinnen Bayerische Berufungen und Instanzen

Justina Schreiber hat sich zu bayerischen Taxlern und Taxlerinnen ins Auto gesetzt - für eine Tour durch Geschichte und Gegenwart eines mobilen Metiers, das ganz besondere Erfahrungen und Fährnisse mit sich bringt.

Von: Justina Schreiber

Stand: 12.01.2019 | Archiv

Taxi am Münchner Marienplatz | Bild: picture-alliance/dpa

Robert Biegert - Münchner Taxifahrer, über Umwege:

Robert Biegert

"Viele sagen ja: ah, der fährt bestimmt Umwege und Taxifahrer bescheißen einen eh immer und das ist ja auf der ganzen Welt so. Denen würde ich gerne sagen: ah, mach dir keine Sorgen. Einen Umweg, der tatsächlich was bringt, also was bringt in Anführungszeichen, ich sag mal, 2 oder 3 Euro mehr, so ein Umweg ist so groß, dass es jeder Ortskundige mit einem Auge gleich merkt.

Das tut sich ein Taxifahrer nicht an, weil das ist ärgerlich: man hat ein schlechtes Gefühl, es gibt Diskussionen, das ist alles ungut. Und ein kleiner Schlenker, wo man sagt: Mensch, fahren wir jetzt um diesen Platz links rum oder rechts rum… ah, ich hab ja auch kein Millimeterpapier dabei! Das ist einfach kein Thema.

Genießen Sie die Fahrt, genießen Sie die Stadt! Also grade in einer deutschen Großstadt, ich will ja jetzt nicht über die ganze Welt reden, aber in einer deutschen Großstadt kann man sorgenfrei Taxi fahren!"

Historische Taxis aus aller Welt

Eines der ältesten Gewerbe

Hans Meißner, ehem. Präsident des Deutschen Taxi-und Mietwagenverbandes e.V.

Sie fungieren als Beichtväter und Geheimnisträgerinnen, als Kummerkästen, Blitzableiter und Orientierungshilfen. Taxifahrer sind nah am allzu Menschlichen dran, besonders während des Oktoberfestes oder anderer bayerischer Großevents. Gelaber, Gestank und Gewalt – so buchstabieren sich die drei größten Zumutungen durch die Kundschaft.

Aber die Lohnkutscher in ihren elfenbeinfarbenen Wägen wirken nicht nur stoisch, sie sind es meist auch. Kein Wunder: in München zum Beispiel, der Stadt, mit der höchsten Taxidichte Deutschlands, verbringen sie mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit mit Warten. Da kann man schon mal ins Philosophieren kommen und sich fragen, welch höheren Sinn eines der ältesten Gewerbe der Welt wohl hat.

Zwar bringen moderne Personentransporteure ihre Fahrgäste nicht mehr wie Charon über den Hades, sondern vor allem in Oberbayern von einem Highlight zum nächsten. Doch der Weg ist ja von Berufs wegen das Ziel. Und an seinem Rande blühen schon immer die tollsten Geschichten.

"Ängstlichster Fahrgast Bayerns": Karl Valentin

Johann Hanslick, der mittlerweile 104-jährige, ehemalige Taxifahrer mit einem Foto von seinem ersten Taxi

Im wirklichen Leben war Karl Valentin fast nur mit dem Taxi unterwegs. Er ging als ängstlichster Fahrgast Bayerns in die Annalen des mobilen Gewerbes ein. So überlieferte der Pasinger Taxiunternehmer Kring: Anstatt entspannt aus dem Fenster zu schauen, starrte Valentin stets angespannt auf den Tacho. Wenn die Nadel über 40 km/h anzeigte, rief er aus:

"Schofför! Nicht so schnell! Nicht so schnell!"

"Stimmt", bestätigt der mittlerweile 104-jährige, ehemalige Münchner Taxifahrer Johann Hanslick:

"Das war so mehr oder weniger ein Angsthase, der Valentin. Es ist egal, wo der eingestiegen ist. Bei die andern, wenn die erzählt haben, es ist genau dasselbe. Aber der Valentin, der hat sich immer noch schnell eine Spritze gegeben, da war er wieder beruhigt. Der hat fest gefixt. Morphium."

Johann Hanslick erinnert sich, dass der Komiker wahrlich nicht als stummer Gast auf der Rückbank gesessen ist, die Liesl Karlstadt übrigens auch nicht.

"An Hitler hab ich auch gefahren, der ist dann heimgefahren nach … Prinzregententheater, da draußen hat er gewohnt, den hab ich öfter mal gefahren, der ist eingestiegen und hat gar nichts gesagt."

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