Bayern 2 - Bayerisches Feuilleton


16

Barbies bayerische Wurzeln Wie eine Schönheitskönigin aus Bayern zur Weltmarke wurde

Blond ist schön! Blond ist blöd! Blond ist bayerisch! Drei Thesen, die mehr oder minder weit verbreitet sind - und genauso anfechtbar. Unleugbar jedoch hat die weltweit begehrte Superblondine Barbie bayerische Wurzeln. Dies gilt auch für "das kühle Blonde", auch wenn es im Freistaat als "Helles" bekannt ist. Ein Gedankenspiel über Schönheitsköniginnen, Idealfrauen und Frauenideale.

Von: Thomas Kernert

Stand: 27.04.2019 | Archiv

Modepuppe und Maskottchen "Bild-Lilli", 1955/1964 | Bild: Museen der Stadt Nürnberg, Spielzeugmuseum - Foto: Uwe Niklas

"Hi Leute, ihr könnt mich zwar nicht sehen, aber ich sag's euch trotzdem: Ich bin eine Blondine. Dass ihr mich nicht falsch versteht: Ich habe nicht nur blonde Haare, so wie vielleicht ein Viertel aller Blondinen, sondern ich lege auch größten Wert darauf, eine 'Blondine' zu sein!

Eine 'Blondine' ist eine ganz bestimmte Art von Frau, ein exklusiver Zirkel: Nur rund zwei Prozent der Weltbevölkerung sind blond, naturblond. Zum Vergleich: Ebenfalls nur rund 2 Prozent der Weltbevölkerung haben einen IQ von 130 plus X. Zufall? - Ja, wahrscheinlich ... Aber wer weiß?

Mutmaßungen um den Phänotyp der Blondine gibt es ja genügend ..."

(Ansichten einer Blondine)

"Die Schönheit ist weiblich!"

Auch wenn es MeToo-Aktivistinnen vielleicht nicht gerne hören: Die Schönheit ist weiblich und die bayerische Schönheit (ob "gebürtig" oder gemacht) gleich zweimal.

Dies bewiesen nicht nur Sissi (die einstmals schönste Kaiserin der Welt), Uschi Obermaier (das einstmals schönste Rock-Groupie der Welt) sowie die Bavaria (die bis heute schönste Kolossalstatue der Welt), sondern auch Barbie (die schönste PVC-Blondine der Welt).

Uschi Obermaier, Schwabinger Sex-Ikone der 60er Jahre

Uschi Obermaier in Begleitung von Rudolf Thome (München, 1960er Jahre)

Die Sissi der rebellischen Wirtschaftswunderkinder nach dem Zweiten Weltkrieg hieß Uschi: Uschi Obermaier, geboren in München-Sendling. In München-Schwabing und später in Berlin reifte sie zum ersten und bis dato schönsten Rock-Groupie der Welt heran. In Schwabing tanzte sie in kurzen Shorts und mit Revolvergürtel im Big Apple, in Berlin posierte sie hauptberuflich oben ohne mit einem gewissen Rainer Langhans aus Oschersleben.

Als Postergirl der freien Liebe brachte Sie Mick Jagger, Keith Richards und zahllose andere Rockstars um deren Restverstand, bis sie eines Tages die Koffer packte und auf Weltreise ging. Fazit: Niemand füllte eine Levi’s 501 kompromissloser aus als sie. Mit 50 sah man sie noch einmal kurz im Playboy. Wie Sissi gehörte jedoch auch Uschi zu den - Brünetten.

Barbie stammt eigentlich von der fränkischen Lilli ab

Eine "Bild-Lilli" aus den späten 50er Jahren

Zwar kam sie 1959 als Amerikanerin zur Welt, ihre DNS jedoch stammt eindeutig von einer Puppe namens Lilli (einem Kunststoffderivat des sog. "deutschen Fräuleinwunders"), modelliert von Max Weißbrodt für die Spielzeugfabrik O. & M. Hausser in Neustadt bei Coburg.

Zwischen 1955 und 1964 verkaufte sich Lilli 130.000 Mal.

Zum Vergleich: Trotz einer kleinen Krise zwischendurch geht Barbie derzeit weltweit angeblich alle drei Sekunden über einen Ladentisch.

Barbie im Dirndl

Die Dirndl-Barbie der Trachtendesignerin Lola Paltinger (2009)

2009 dann der Mega-Kracher: Zum 50. Geburtstag seines blonden Superstars veröffentlichte Mattel eine offizielle "Barbie im Dirndl", letztere entworfen von der Dirndl-Designerin Lola Paltinger: Die Bluse ist aus handbemaltem Glitzertüll gefertigt, das Oberteil des Kleides zieren Schnürungen in Pink, die schwarze Seide der Tracht veredeln springende Hirsche ...

Und trotzdem begegnet der normalsterbliche Bayer von heute dem Phänomen "blond" pragmatisch gelassen. Um noch über Blondinenwitze lachen zu können, hat er zu viele schon gehört. Und von den anorektischen Steckerlfischen aus der Werbung trennt ihn nicht nur sein eigener Bodyindex, sondern auch die tiefe Überzeugung, dass Essen mehr als eine Disziplinlosigkeit ist, nämlich ein geselliger und sozialer Akt von fundamentaler Bedeutung.

Wenn's also blond sein soll, darf's ruhig ein bisschen mehr sein.

Blonde Frauenideale und blonde Idealfrauen ...

Von Lilli, Barbie, Schwabinchen und anderen "Puppen" inspiriert, wagt es Thomas Kernert, sich über blonde Idealfrauen, blonde Frauenideale sowie die (männliche) Ästhetik bayerischer Weiblichkeit (Barbie gibt es seit mehreren Jahren selbstverständlich auch als Oktoberfest-Barbie) ebenso exakte (90-60-90) wie weitschweifige (nichtsdestotrotz keusche) Gedanken zu machen ...


16