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Hier wird's historisch Die lange Geschichte des Salzburger Stiers

Wie konnte ausgerechnet ein männliches Rindvieh zum Sinnbild für Witz und List werden? Was hat ein prominenter Stier aus Salzburg am Bodensee zu suchen? Und warum wird Lindau im Jahr 2022 zur Kabarett-Hauptstadt Europas? Die Geschichte des internationalen Radio-Kabarettpreises "Salzburger Stier" wurzelt in der Renaissance, hat zahlreiche prominente HauptdarstellerInnen und führt uns passenderweise ins Drei-Länder-Eck zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Stand: 24.04.2022

Salzburger Stier 2022 | Bild: BR

Es begab sich im Jahr 1525. Im gesamten süddeutschen Sprachraum protestierten Bauern gegen die gestiegenen Abgaben und gingen auf die Barrikaden. Auch vor der Festung Hohensalzburg bezogen die Aufständischen Stellung. Vierzehn Wochen lang belagerten sie den Salzburger Landesfürsten. Doch die Stadtmauern waren stark und die Burg uneinnehmbar. So versuchten die Belagerer, die Stadt vom Lebensmittelnachschub abzuschneiden und auszuhungern.

Ein Stier – Symbol für List und Witz

Es kam der Tag, an dem in Salzburg alle Vorräte aufgebraucht waren – bis auf einen einzigen braun gefleckten Stier. Da verfiel der Stadtkommandant auf eine List: Am Morgen des nächsten Tages wurde der Stier auf die Festungsmauer getrieben und dem Feind gezeigt. In der kommenden Nacht malten die Salzburger den scheckigen Stier weiß an und führten ihn erneut den Belagerern vor. Am dritten Morgen trabte ein pechschwarzer Stier über die Festungsmauer. Die aufständischen Bauern waren irritiert: Offensichtlich verfügte Salzburg noch immer über genügend Lebensmittelreserven. Die Belagerung war ihrer Meinung nach gescheitert. Und in einer dunklen Nacht zogen die fremden Kriegsknechte heimlich ab.

So erzählt es die Legende. Und so erklärt es sich, dass ein Stier noch heute als Symbol für listigen Witz steht und eine gehörnte Trophäe alljährlich an die besten Kabarettistinnen und Kleinkünstler aus dem deutschen Sprachraum vergeben wird. Der internationale Radio-Kabarettpreis "Salzburger Stier" wurde zwar nicht zu Zeiten der Bauernkriege erfunden, und noch kein Künstler hat versucht, seine Verleihung durch eine Belagerung zu erzwingen – begehrt aber ist er allemal.

Salzburger Stier – ein Preis mit 40 Jahren Tradition

Mittlerweile verfügt der Salzburger Stier über eine vier Jahrzehnte dauernde Tradition – womit er die natürliche Lebenserwartung eines durchschnittlichen Rindviehs deutlich überschritten hat.

1982 wurde der Stier erstmals in Salzburg von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol vergeben. Seitdem zählt die mit jeweils 6.000 Euro dotierte Auszeichnung zu den wichtigsten ihrer Art und hat zahlreiche prominente Träger gefunden: Josef Hader, Martina Schwarzmann, Dieter Hildebrandt, Lisa Eckhart, Gerhard Polt und viele mehr. Wer vom "Salzburger Stier" auf die Hörner genommen wird, der hat dies noch nie bereut.

Ein Stier geht auf Reisen – diesmal nach Lindau!

Aber warum wird die namhafte Auszeichnung mit der österreichischen Stadt im Titel 2022 in Lindau am Bodensee verliehen? Nun, Rindviecher wirken auf den Betrachter in der Regel alles andere als bewegungsfreudig. Wissenschaftler aber gehen davon aus, dass das heutige Hausrind einst aus dem Nahen Osten über Zypern nach Europa gelangte. Es ist also im Laufe seiner Geschichte ganz schön herumgekommen. Auch der "Salzburger Stier" beschloss nach ein paar Jahren in Salzburg auf Reisen zu gehen, um die Hörerinnen und Hörer der am Preisverfahren beteiligten Sender zu besuchen. Im Drei-Länder-Eck am Bodensee wird er sich sicherlich besonders wohlfühlen!


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