Bayern 2

     

Evangelische Perspektiven Die christliche Kultur des Bieres

Die christliche Kultur des Bieres | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 21.09.2014
08:30 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Hopfen und Malz - Gott erhalt's!
Die christliche Kultur des Bieres
Von Friederike Weede
Als Podcast verfügbar

September - das Erntedankfest rückt näher und auf dem Münchner Oktoberfest schäumt das Bier in den Maßkrügen. Der goldene Gerstensaft ist seit jeher eine tragende Säule christlicher Kultur. In den Klöstern des Mittelalters wurde fleißig gebraut, schließlich galt für die körperlich schwer arbeitenden Mönche die goldene Regel liquida non frangunt ieunum - Flüssiges bricht das Fasten nicht. Als wichtiges Handelsgut spülte der goldene Gerstensaft viel Geld in die Kassen von Klosterschänken und städtischen Steuerkassen. Und selbst Hildegard von Bingen, die heilkundige Nonne, empfahl ihren Patienten - vor allem den Schwermütigen - Bier als Medizin. Aber das flüssige Brot spielt nicht nur in der Tradition Bier brauender Mönche mit Kugelbauch eine Rolle, wie man sie heute noch auf den Etiketten mancher Bierflaschen sieht. Auch Martin Luther war ein ausgewiesener Freund des Gerstensafts. "Ich sitze hier und trinke mein gutes Wittenbergisch Bier und das Reich Gottes kommt von ganz alleine", soll der Reformator in seinen späten Lebensjahren zufrieden aufgeseufzt haben. Wer Bier braut, atmet zugleich Geschichte, reiht sich ein, in eine lange Handwerkstradition. Selbst im antiken Mesopotamien drehen sich Gesetzestexte in Keilschrift um das Brau- und Schankrecht. Heute kehren viele Menschen zurück zu den Wurzeln des Bierbrauens. Sie sehnen sich nach dem Kontakt mit den Zutaten, wollen eigenhändig ihr Malz mahlen und den Duft der Maische einatmen. Der Alltag wird unterbrochen, Muße stellt sich ein, die Langsamkeit des Brauens lässt der Seele Raum. Die Bierkultur hat Hochkonjunktur - und sie ist seit jeher verbunden mit den Kirchen: Heute gärt es auch in Kellern und Gartenlauben - Friederike Weede schaut in die Braustuben und genehmigt sich einen Schluck des damit verbundenen Lebensgefühls.