Bayern 2

     

radioWissen Große Frauen - vergessen und verkannt

Mascha Kaléko  | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 08.07.2014
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Eileen Chang
Shanghai im Herzen
Autorin: Isabella Arcucci / Regie: Irene Schuck

Mascha Kaléko
Lyrische Stenogramme
Autorin und Regie: Gabriele Knetsch

Das Kalenderblatt
8.7.1908
Thérèse Peltier hebt ab
Autorin: Brigitte Kohn

Als Podcast verfügbar


Eileein Chang: Sie gehört zu den wichtigsten Persönlichkeiten der chinesischen Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts und für viele Autorinnen in China ist sie heute ein Vorbild. Ihre Werke thematisieren nicht politische Doktrinen, sondern zeichnen in schonungsloser Schärfe menschliche Gefühle nach. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte Eileen Chang vor allem im Schanghai der 20er bis 40er Jahre, einer weltgewandten Metropole. Zeit ihres Lebens war sie zerrissen: zwischen der im Untergang begriffenen Welt der strengen konfuzianischen Familienstrukturen und der klassischen chinesischen Literatur, in der ihr Opium rauchender Vater sie unterwies und der modernen westlichen Welt, repräsentiert durch ihre Mutter, die sich aus der arrangierten Ehe befreite, um in der Schweiz auf gebundenen Füßen Ski zu fahren. Es ist vor allem der Geschlechterkampf, den Chang in ihren Werken zu ergründen versuchte.

Mascha Kaléko schreibt frech, konkret und melancholisch. Berliner Großstadt-Dichtung - aus weiblicher Perspektive. Ihr 1933 publiziertes "Lyrisches Stenogrammheft" war ein literarischer Erfolg. "Ihr Stenogrammheft zeigt, dass Sie alles wissen, was Sterblichen zu wissen gegeben ist", bescheinigt ihr begeistert der Philosoph Martin Heidegger. Was für eine Karriere hätte die jüdische Dichterin machen können, hätten die Nazis sie nicht ins Exil gezwungen. Mascha Kaléko, die lebenslustige Intellektuelle, Stammgast im Romanischen Café wie Else Lasker-Schüler, Erich Kästner oder Joachim Ringelnatz, musste immer wieder Verluste verschmerzen. Als das Habsburger-Reich 1918 zusammenbricht, hat die Tochter jüdischer Eltern aus Galizien keine Heimat mehr. Berlin wird ihre Wahlheimat - und die deutsche Sprache. 1938 emigriert sie nach New York - und kann nur noch in Exilzeitschriften veröffentlichen. Ihrem Mann zu liebe wandert sie schließlich nach Jerusalem aus - und leidet unter sprachlicher und kultureller Isolation. Mascha Kaléko - ein Emigrantenschicksal.

Redaktion: Petra Herrmann
Unter dieser Adresse finden Sie die Manuskripte von radioWissen:
www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/manuskripte/index.html

Die ganze Welt des Wissens

Radiowissen bietet Ihnen die ganze Welt des Wissens: spannend erzählt, gut aufbereitet. Nützlich für die Schule und bereichernd für alle Bildungsinteressierten.