radioWissen Alles hat ein Ende

Scheitern gehört zum Leben
Philosophische Betrachtungen
Autorin: Karin Lamsfuss / Regie: Christiane Klenz

Die Kunst des Aufhörens
Zum richtigen Zeitpunkt gehen
Autor: Rolf Cantzen / Regie: Martin Trauner

Das Kalenderblatt
2.10.1911
Preußen kürzt Schulstunde auf 45 Minuten
Autorin: Christiane Neukirch

Scheitern - welch hässliches Wort! An ihm klebt eine Aura von Begriffen wie "Versagen", oder "Misserfolg". In einer Welt, in der alle so tun, als könne jeder alles schaffen, bleibt kein Platz für Verlierer. Dabei gehört Scheitern zu einem mutigen Leben unbedingt dazu. Scheitern kann nur, wer zuvor wirklich etwas gewagt hat.
Scheitern ist Bestandteil einer jeden Biografie, bedeutsamer Wegweiser, wichtiges Korrektiv. Erst durch die Auseinandersetzung mit dem Irrtum entsteht eine Fehlerkultur. Hat man den Irrtum erkannt, hilft es weiter, wenn man die Kunst beherrscht, zum richtigen Zeitpunkt aufzuhören. Viele Menschen beherrschen sie nicht. Sie machen weiter, bis sie zusammenbrechen oder zum Aufhören gezwungen werden. Das Aufhören unterliegt in der Leistungs- und Konkurrenzgesellschaft dem Verdacht der Schwäche: Man schafft es nicht mehr, den ständig neuen Anforderungen flexibel zu genügen und gibt resigniert auf, wirft die Flinte ins Korn und kapituliert. Ein solches Aufhören ist unfreiwillig und erzwungen. Zu einer Kunst wird das Aufhören, wenn der Mensch in sich hineinhört und sich dann entschließt, "auszusteigen", mit etwas bewusst Schluss zu machen - mit einem Job, mit einer Beziehung, mit alten Gewohnheiten, damit einem Befehl oder einer Anordnung keinen Gehorsam mehr zu leisten. Ein solches Aufhören ist ein Akt der Freiheit.

Redaktion: Bernhard Kastner
Manuskripte zum Herunterladen:
www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/manuskripte/index.html

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