Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Oskars Puppe - Spielzeug eines Malers

Paulus Manker bei der Aufführung seines Stückes "Alma" (Prag 2011) | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 19.08.2012
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

Oskars Puppe
Spielzeug eines Malers
Von Justina Schreiber
Als Podcast verfügbar

Er kleidete sie in schöne Gewänder, nahm sie mit in die Oper. In seinem Wohnzimmer hatte sie ihren festen Platz: die Puppe, der lebensgroße Stoff-Fetisch, den sich der Maler Oskar Kokoschka nach dem Vorbild seiner verflossenen Geliebten Alma Mahler anfertigen ließ. Zahlreiche Briefe mit genauen Anweisungen und Entwurfsskizzen gingen zwischen ihm und der Münchner Puppenmacherin Hermine Moos hin und her. Trotzdem entsprach „die stille Frau“, als sie dem 33 Jahre alten Kunstprofessor dann 1919 nach Dresden geliefert wurde, so gar nicht seinen erotischen Vorstellungen und Bedürfnissen; wie ihn auch das reale Vorbild, die Witwe Gustav Mahlers, bitter enttäuscht hatte, denn sie hatte ein gemeinsames Kind abtreiben lassen. Bevor der expressionistische Künstler jedoch der pummeligen Puppe den Kopf abhackte, diente sie ihm als Modell für hunderte von Skizzen und Gemälden, etwa für die „Frau in Blau“. Anders als so manche Plastik-Sex-Doll heute, konnte die weißfellige Alma-Puppe also doch einem höheren, künstlerisch wertvollen Zweck dienen.
Justina Schreiber erinnert an ein ambivalentes Spielzeug.