radioWissen Wasser - Grundstoff des Lebens

Grundwasser
Leben ohne Licht und Luft

Wasser und Kultur
Hintergründe der Wasserversorgung

Das Kalenderblatt
22.3.1851
Göran Wahlenberg, Botaniker, gestorben
Ausgewählte Beiträge als Podcast verfügbar

Grundwasser – Leben ohne Licht und Luft
von Lutz Reidt
Das Grundwasser ist der älteste und größte Lebensraum in Europa, fast 70 Prozent unseres Trinkwassers gewinnen wir in Deutschland aus der Tiefe. Doch die Bedeutung dieser unverzichtbaren Ressource spiegelt sich nicht in unserem Wissen darüber wider. Denn die Entdeckungsgeschichte des "Ökosystems Grundwasser" mit seinen Bewohnern darin hat gerade erst begonnen.
Wissenschaftler haben dort eine erstaunliche Artenfülle entdeckt. Es sind bizarre Monster en miniature, pittoreske Relikte aus der Urzeit mit langen Tentakeln, stacheligen Beinen und haarigen Borsten. Ohne ihr Wirken könnten wir Menschen kein sauberes Trinkwasser aus dem Boden gewinnen. Diese Krebse, Würmer, Schnecken und Milben sind allesamt lebende Fossilien aus längst vergangenen Zeiten, die im Verbund mit Bakterien, Einzellern und Pilzen die vielzitierte Selbstreinigungskraft des Bodens ausmachen. Gleichwohl ist ihr Lebensraum vielfachen Bedrohungen ausgesetzt ist - meist ohne, dass uns Menschen das bewusst wäre.

Wasser und Kultur – Hintergründe der Wasserversorgung
von Bettina Weiz
In deutschen Dörfern und Städten gab es jahrhundertelang Brunngemeinschaften und Wasserversorgungssysteme, separat für Bürger verschiedener Stände. Wer wem das Wasser reichen konnte, das war durch den gesellschaftlichen Stand festgelegt. Erst im ausgehenden 19. Jahrhundert begannen die Städte und Gemeinden Rohrleitungsnetze für alle einzuführen, sowie den Anschlusszwang. Wo jeder dasselbe Wasser zu trinken bekam, hatten die Blaublütigen ihren Sonderstatus verloren. Die gleiche Technik, nämlich das zentrale Wasserversorgungsnetz, ist heute anderswo auf der Welt – etwa in Indien - Ausdruck der staatlichen Oberherrschaft des mitunter wenig demokratischen Staates über die Bürger. In Indien war die Wasserverteilung früher durch Kultur, Gesellschaft und Natur geregelt. Heute wird das verdrängt durch eine Marktlogik, nach der es Wasser für Geld gibt. Das bereitet den Boden für die Privatisierung und Kommerzialisierung von Wasser.

Redaktion: Petra Herrmann
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