Bayern 2

     

radioWissen Biedermeier

Carl Spitzweg (1808-1885) | Bild: picture-alliance/dpa

Montag, 02.01.2012
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Das unruhige Idyll
Leben im Biedermeier

Carl Spitzweg
Maler und Poet

Das Kalenderblatt
2.1.1901
Freuds "Psychopathologie des Alltags" erscheint
Ausgewählte Beiträge als Podcast verfügbar

Wer an das Zeitalter des Biedermeier denkt, denkt vermutlich an den Rückzug ins Private, an ein selbstzufriedenes, behäbiges, manchmal etwas kleinkariertes bürgerliches Leben. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Die gesellschaftliche Wirklichkeit sah anders aus. Die Napoleonischen Kriege hatten vielerorts den Wohlstand aufgezehrt. In dem nun notwendigen bescheidenen Leben wuchsen allmählich neuer Stolz und neues Selbstbewusstsein. Ferngehalten von der politischen Verantwortung entwickelte das Bürgertum Ehrgeiz in Wirtschaft, Verwaltung und Kultur. Und es besann sich immer stärker auf Eigenverantwortung und Selbständigkeit, während sich die Welt draußen durch die Industrielle Revolution veränderte. An den Universitäten, in bürgerlichen Arbeitszimmern und Salons entstanden politische Ansprüche, die in der 48er Revolution schließlich selbstbewusst eingefordert wurden.
Das Feature von Susanne Merkle rekonstruiert das Porträt einer unruhigen Zeit, die von vielen Zeitgenossen nicht als Idyll aufgefasst wurde.
Anschließend porträtiert Renate Währisch den Maler, dessen Bilder für die Heutigen das Klischee des Biedermeier abbilden: Carl Spitzweg. Der 1808 geborene Künstler war ein reiner Autodidakt, ausgebildet war er nämlich zum Apotheker. Den Beruf hängte er allerdings bereits ein Jahr nach der Erlangung des akademischen Titels an den Nagel. Genützt hat er nur sein profundes Wissen der Chemie: Er mischte besonders einprägsame Farben von hoher Leuchtkraft, die noch dazu besonders haltbar waren. Damit bannte er kauzige Sonderlinge auf die Leinwand - der "Arme Poet" ist das berühmteste Beispiel. Seinen künstlerischen Alltag hat er in einem Zweizeiler einmal so beschrieben: "Am Tage nämlich tu ich mal'n - Und abends tu ich dichten."

Die ganze Welt des Wissens

Radiowissen bietet Ihnen die ganze Welt des Wissens: spannend erzählt, gut aufbereitet. Nützlich für die Schule und bereichernd für alle Bildungsinteressierten.