Bayerisches Feuilleton

"Geschenke haben ihre Schwänke"
Geben und Nehmen
Von Henrike Leonhardt

Wer wünschte sich das wohl nicht: im Dukatenregen stehen wie das Sterntaler-Mädchen und einfach die Hände aufhalten ... So eindimensional aber war das schon in Grimms Märchen nicht. Der Goldsegen kam nicht aus heiterem Himmel - er war eine Antwort auf Geschenke, die das Mädchen zuvor gemacht hatte; es hatte sein Brot (das es selbst bekommen hatte), seine Mütze, sein Röckchen und sein letztes Hemd nach und nach verschenkt ohne Berechnung, aber im genauen Hinblick auf den zu Beschenkenden. Schenken ist Kommunikation - das Geben und Annehmen, das Gegenschenken ist ein komplizierter Dialog, der im Idealfall alle beglückt, aber schnell zu Stress und Streit führen kann, wenn bestimmte Übereinkünfte nicht beachtet und Erwartungen nicht erfüllt werden. Geschenke erwärmen die Freundschaft und halten sie warm, heißt es, aber auch: "Geschenke bringen Ränke". Wer meint, es sich leicht machen zu können und dem Internet-Werbespruch eines Einkaufsberaters folgt - "Schenken ohne Denken" - wird eher bei den Ränken landen.
Allemal: "Geschenke haben ihre Schwänke", sie beeinflussen die große Geschichte und verraten kleine Geschichten. Henrike Leonhardt erzählt.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.