Bayern 2

     

Zeit für Bayern

Eine Pferdekutsche von hinten mit Angehörigen der "amish people" in Pennsylvania | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 18.12.2011
12:05 bis 13:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Getrennte Ausstrahlung in zwei Regionen
Altbayern/Schwaben
Die Fortschrittsverweigerer
Auf den Spuren der Amischen in Bayern
Von Joseph Berlinger
Franken
Das Päckchen von drüben
Von Bernd Noack

Altbayern/Schwaben
Die Fortschrittsverweigerer
Auf den Spuren der Amischen in Bayern
Feature von Joseph Berlinger

Eine junge Frau, um die 20, steigt in ein geschmücktes Taufbecken. Ihr ganzer Körper wird untergetaucht. Als sie wieder zum Stehen kommt, ist sie in die Mennonitengemeinde Regensburg aufgenommen. Getauft werden Mennoniten erst, wenn sie erwachsen sind und selbst entscheiden können, ob und was sie glauben wollen.
Mennonitische Gemeinden findet man heute noch da und dort in Bayern. Amische gibt es dagegen hierzulande nicht mehr. Sie sind vor gut 100 Jahren nach Amerika ausgewandert. In einem Staat mit allgemeiner Wehrpflicht konnten die entschiedenen Pazifisten und Kriegsdienstverweigerer nicht leben. Ihre mennonitischen Nachfahren sind weitaus offener und liberaler und weltzugewandter als die amischen Fundamentalisten, deren Gemeinden es heute noch in den USA gibt. Fundamentalisten sind bedrohlich, wenn sie ihre Überzeugungen eifernd, missionarisch oder gar gewaltsam vertreten. Fundamentalisten sind anregend, wenn sie ihre Ideen und Ideale unaufdringlich vorleben. Dann bringen sie den Rest der Welt dazu, sich zu hinterfragen. Macht uns der Konsum wirklich glücklich? Ist unsere Spaßgesellschaft nicht furchtbar langweilig? Sind wir nicht alle maßlose Egoisten und Narzissten?
Die Amischen in Amerika zeigen, dass man heute auch anders leben kann: Agrarisch und weitgehend ohne die Errungenschaften des technischen Fortschritts. Ihre Arbeit, ihr Familien- und Gemeinschaftsleben im Geiste der Bergpredigt gibt ihrem Dasein einen tiefen Sinn. Joseph Berlinger war mit einer Gruppe von Spurensuchern unterwegs. Gemeinsam haben sie eine mennonitische Gemeinde in Regensburg besucht und sind zu den Pachthöfen ihrer amischen Vorläufer gefahren.




Franken
Jahrzehntelang war das "Päckchen nach drüben", das Westdeutsche regelmäßig ihren Verwandten in der DDR schickten, ein ebenso belächeltes wie sorgsam gehegtes Ritual. Weil sich ost- und westdeutsche Familien wegen der rigorosen Reisebeschränkungen nur schwer oder überhaupt nicht besuchen konnten, wurden diese Pakete schnell zum Symbol dafür, dass die Bürger beider deutscher Staaten die verordnete Trennung nicht akzeptieren wollten. Geschätzte 25 Millionen Päckchen gingen in Zeiten des Kalten Krieges über die unüberwindbare Grenze, freilich meist nur in eine, in die östliche Richtung. Sorgsam darin verpackt: Konsumgüter, Waren des alltäglichen Bedarfs, die es in der DDR kaum oder nur rationiert gab. Kaffee, Süßigkeiten, bestimmte Kleidungsstücke, Backzutaten, Dosen mit Südfrüchten usw. Nicht selten wurden "Zwischenräume" ausgenutzt, um auch noch zum Beispiel christliche Traktate oder gar Westgeld unterzubringen in diesen Paketen, die nicht nur zur Weihnachtszeit versandt wurden. Dass manches Päckchen aufgerissen und durchsucht beim Empfänger ankam, musste in der DDR stillschweigend in Kauf genommen werden. Im Gegenzug schickten die "Brüder und Schwestern im Osten" gerne mal einen Dresdner Stollen (gebacken mit westlichen Zutaten wiederum) oder einen kleinen singenden Engel aus dem Erzgebirge. In seinem Feature packt Bernd Noack noch einmal typische "Päckchen nach drüben", spricht mit West- und Ostdeutschen über ihre Erinnerungen ans Ein- und Auspacken, sichtet private Briefe, die mehr endlosen Wunschlisten gleichen, wirft einen Blick auf die Propaganda im Westen wie im Osten, die um die fest verschnürten Sendungen angezettelt wurden, und stolpert über manch höchst kuriose Bestimmung: "Darstellungen unzüchtigen Charakters sind vom Geschenkpaketverkehr ausgeschlossen."

Akustische Reisen durch Bayerns Regionen

Zeit für Bayern zeigt das Land im Herzen Europas in seiner ganzen Vielfalt. Eine unterhaltsame Heimatkunde für alle, ob alteingesessen oder neuzugezogen, ob aus Kempten oder Köln, Nürnberg oder Neapel, Berlin, Bagdad oder Berchtesgaden. Denn Heimat ist da, wo man sich kennt und auskennt. Zeit für Bayern bietet die Gelegenheit, die Landstriche und die Menschen Altbayerns, Frankens und Schwabens näher kennen zu lernen und neu zu erfahren - bayerisches Leben und bayerisches Lebensgefühl abseits aller Klischees.

"Zeit für Bayern" ... sollte jeder haben!