Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton

Samstag, 19.11.2011
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Der Umzug
Eine Phänomenologie der mobilen Dummheit
Von Thomas Kernert
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr
Als Podcast verfügbar

Was ist schlimmer als ein Umzug? Antwort: Zwei Umzüge, denn der Volksmund weiß: "Zweimal umgezogen" ist so gut - oder schlecht - wie "einmal abgebrannt". Das heißt, man kann Umzüge noch so solide planen, "metaphysische Fehler" - Fehler, die es rein logisch eigentlich gar nicht geben darf - passieren trotzdem. Andererseits: Wer umzieht, hat die einmalige Gelegenheit, seine eigene Dummheit in actu kennenzulernen. Weshalb Umzüge am Ende erstaunlicherweise meist der Weisheit dienlich sind.
Bayerns Geschichte kennt mehrere große Umzugsaktionen: 1778 zog Herzog Karl Theodor von Mannheim nach München um, ab 1826 zog die Ludwig-Maximilians-Universität von Landshut ebenfalls nach München, 1992 zog der Flughafen München-Riem über Nacht ins Erdinger Moos. All diese Umzüge balancierten logisch und logistisch auf der Schneide zwischen Chaos und Wahnsinn und erwiesen sich post factum dennoch als gewaltige Siege der planerischen Vernunft.
Thomas Kernert hasst die Unordnung. Eben deshalb hat er sich das Ungeheuer "Umzug" akribisch genau angesehen. Seine Phänomenologie des Umzugs umfasst mehrere Kategorien und Stadien. Die "Präzision der Inkompetenz" spielt darin ebenso eine Rolle wie die "Schönheit des Irrtums" und die "Komik des Nervenzusammenbruchs". Doch keine Angst: Am Ende wird die Schlucht übersprungen, der gordische Knoten gelöst und Bayerns Welt ist wieder intakt.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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