Bayern 2

     

radioWissen Kritik und Diskretion

Eine Frau symbolisiert mit einer Geste, dass ihre Lippen versiegelt sind. | Bild: picture alliance / Zoonar | Phongthorn Hiranlikhit

Mittwoch, 08.02.2023
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Kritisches Denken
Was genau heißt das?

Diskretion
Respekt vor dem Privaten

Das Kalenderblatt
8.2.1874
Uraufführung von "Boris Godunow"
Von Markus Vanhoefer



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Kritisches Denken - Was genau heißt das?
Autorin: Inka Kübel / Regie: Kirsten Böttcher
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur du denkst." In den Zeilen dieses alten Schlagers liegt ein großes Korn Wahrheit. Denn oft meinen wir, dass unser eigenes Denken kritisch ist, dass wir gründlich hinterfragen, dass wir uns nichts vormachen lassen und unsere Überzeugungen auf einem sicheren Fundament guter Argumentation ruhen. Dabei sind wir womöglich doch nur eigenem Wunschdenken oder fremden Manipulationen aufgelaufen. Kritisches Denken ist wichtig, nicht nur, um in Zeiten von Verschwörungstheorien und Desinformation die Orientierung zu behalten und unterscheiden zu können zwischen Rationalität und Pseudorationalität. Und es ist ein Zeichen von Reife, das sich in wirklich kritischem Denken spiegelt. Aber woran erkennen wir, dass wir kritisch denken? Welche Rolle spielt die Intuition - ist sie Falle oder Quelle des kritischen Denkens? Wie üben wir es ein, wie bringen wir es unseren Kindern bei, welchen Beitrag kann die Schule leisten? Die Implikationen dieser Fragen sind vielfältig: Es geht um Persönlichkeitsbildung ebenso wie die Stärkung unserer Demokratie, um geistige Offenheit, Selbstreflexion und um Kriterien, an denen wir unser Denken überprüfen können.

Diskretion - Respekt vor dem Privaten
Autorin: Beate Meierfrankenfeld / Regie: Eva Demmelhuber
Diskretion - das klingt nach einer altmodischen Tugend, genau wie die Übersetzungen des Begriffs als "Verschwiegenheit", "Stillschweigen" oder "Taktgefühl". Doch Diskretion ist keine bloße Frage individuellen Anstands, sondern eine komplexe soziale Übung. Keine Freundschaft ohne sie, keine offene Gesellschaft mit ihren anonymen Alltagsbegegnungen, für die nicht nur in der Bank oder der Apotheke ein "Diskretionsabstand" einzuhalten ist. Gefühl, Krankheit, Körper, Geld: Die Diskretion zieht eine Grenze um das, was wir als besonders persönlich empfinden. Sie kann das als klare Abmachung tun, sehr viel häufiger aber folgt sie ungeschriebenen Gesetzen des Zusammenlebens. Sich in einer Kultur bewegen zu können, heißt auch, ihre Diskretionsregeln zu kennen, die das Private erst definieren. Gerade im digitalen Zeitalter, in dem sich Intimstes mit einem Klick öffentlich machen lässt, ist der Respekt vor dieser Grenze ein hohes Gut. Überholt ist die Tugend der Diskretion also keineswegs.
Erstendung 16. September 2020

Moderation: Florian Kummert
Redaktion: Bernhard Kastner

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