Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Bavaresi a Roma

Touristen vor der Fontana di Trevi in Rom | Bild: picture-alliance/dpa/Pacific Press Agency

Sonntag, 14.08.2022
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Bavaresi a Roma
Die Romsehnsucht der Bayern
Von Andreas Pehl

Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr
Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Schon wieder fällt eine Münze ins Becken des Trevibrunnens. Und noch eine. Nur fürs Foto, der erste Versuch war unscharf.
Brigitte, Wahlrömerin aus Landshut, ist Stadtführerin. Sie lächelt: Ob dem Münzenwerfer klar ist, was er da tut? Die Tradition besagt, dass man nach dem ersten Geldstück zurückkehrt, nach dem zweiten hier die große Liebe findet und nach dem dritten einen Römer heiratet. Bei Brigitte selbst hat der Trick mit drei Münzen jedenfalls funktioniert. Roma rückwärts gelesen ergibt nun einmal Amor, erzählt sie. Doch dieses Wortspiel stammt nicht von ihr. In den verwinkelten Gassen Roms soll es Ludwig I. jedem, der ihm begegnete, liebestrunken erzählt haben: Rom kann man nur verstehen, wenn man es von hinten liest. Marianna hieß die römische Angebetete des in München verheirateten Wittelsbachers.

Doch ist es nicht nur die Liebe, die Bayern nach Rom zieht. Die Stadt selbst, diese Mischung aus Antike, Katholizismus und ausuferndem Barock scheint der bayerischen Seele besonders zu entsprechen. Die Münchnerin Sonja Bauer hält der römische Himmel in der Stadt fest, Abtprimas P. Notker Wolf schwärmt vom Sonnenuntergang über dem Palatin, Anna Maria Brunner aus der Holledau liebt den Blick aus ihrem Büro im Vatikan auf den Petersdom. Der obdachlose Hans aus Erlangen genießt es, bei Rot über die Ampel gehen zu können, wann immer er Lust dazu hat.

Sie alle wissen viel zu berichten über bayerisch-römische Geschichten, über Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Mentalität und über die Tücken des täglichen Lebens in der ewigen Stadt.

Zwar bricht das Heimweh nach Bayern bei allen immer wieder durch. Doch seit es in der Filiale eines deutschen Discounters an der Via Aurelia Weißwurst und vor allem bezahlbare Brezn gibt, lässt es sich in Rom für Bayern noch besser leben. Und vom Wechselgeld der Butterbrezn bleiben sicher noch eine, zwei oder sogar drei Münzen übrig für die Fontana di Trevi.

Andreas Pehl schildert in "Bavaresi a Roma" die Romsehnsucht der Bayern.

(BR 2015)

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