Bayern 2

radioWissen Karl May und das deutsche Indianerbild

Karl May | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 15.06.2021
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Karl May
Hochstapler, Phantast, Bestsellerautor

Das Indianerbild in Deutschland
Phantasien vom "roten Bruder"

Das Kalenderblatt
15.06.1921
Bessie Coleman erhält eine Fluglizenz
Von Ulrike Rückert
Als Podcast und in der neuen Bayern 2 App verfügbar

Karl May - Hochstapler, Phantast, Bestsellerautor
Autorin: Carola Zinner / Regie: Eva Demmelhuber
Ehrlich und klug, stark und fromm: Kara Ben Nemsi ist von ebenso edler Natur wie Old Shatterhand. Mit den Helden seiner berühmtesten Romane schuf der Schriftsteller Karl May Leitbilder, die Millionen von Lesern faszinierten und prägten. Die Ähnlichkeit der Figuren ist kein Zufall; geht es sich doch um ein und dieselbe Person - um Karl May selbst, der alle Abenteuer persönlich erlebt hat, wie er versicherte. Die Behauptung erhöhte den Ruhm des Autors, wurde ihm aber am Ende seines Lebens zum Verhängnis. Denn May wurde der Lüge überführt: alle Erlebnisse waren frei erfunden; sein wirklicher Lebenslauf alles andere als glanzvoll. Nach einer entbehrungsreichen Kindheit war er als junger Mann auf die schiefe Bahn geraten und im Gefängnis gelandet. Dort hatte er mit dem Schreiben begonnen. Im exotischen Reich der Phantasie fand Karl May all die Eigenschaften und Möglichkeiten, nach denen er sich immer gesehnt hatte. Ein Teil des Erfolges seiner Bücher geht zurück auf die Tatsache, dass er sich seine Geschichten selbst geglaubt hat.
Erstsendung: BR 2009

Das Indianerbild in Deutschland - Phantasien vom "roten Bruder"
Autor: Herbert Becker / Regie: Martin Trauner
Der Indianer jagt hoch zu Ross mit Pfeil und Bogen über die Prärie oder er sitzt, angetan mit seinem Federschmuck, vor dem Tipi und raucht Friedenspfeife. Dieses Klischee hatte nie viel mit der Wirklichkeit zu tun, und es lässt außer Acht, dass unter den indigenen Völkern Amerikas große kulturelle Vielfalt herrscht.
Zu ersten Begegnungen mit Indianern kam es hierzulande durch die Völkerschauen des späten 17. Jahrhunderts, eine richtiggehende Indianerbegeisterung brach aus, als rund hundert Jahre später Buffalo Bill mit seiner Wild West Show durch Europa tourte. Niemand aber hat das deutsche Indianerbild stärker geprägt als Karl May. Er selbst bezog weite Teile seines Wissens über die Indianer von James F. Cooper, Gabriel Ferry und Balduin Möllhausen.
Das Bild vom Indianer unterlag über die Zeiten starken Veränderungen. Vom Edlen Wilden, den frühe Zivilisationskritiker in ihm sahen, wurde er zu dem tapferen Krieger, der keinen Schmerz kennt, die Ökobewegung betrachtete ihn als den Naturschützer par excellence, und Esoteriker führen unter anderem indianische Spiritualität in ihrem Angebot.
Dass Indianer bis heute verbittert um ihre Rechte kämpfen müssen, ist für viele Indianerbegeisterte allenfalls ein Thema am Rande.
Erstsendung: BR 2016

Moderation: Christian Schuler
Redaktion: Susanne Poelchau

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