Bayern 2

Bayerisches Feuilleton Von Luftschlössern und zerstörten Träumen

Münchner Glaspalast; Münchner Festspielhaus, Entwurf Gottfried Semper 1865; Burg Falkenstein; Schwabylon | Bild: picture-alliance / akg-images | akg-images; Bayerische Staatsbibliothek München / Bildarchiv; Haus der Bayerischen Geschichte; Architekturbüro Prof. Dr. Justus Dahinden; (Motage BR)

Sonntag, 06.06.2021
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Die Ruinenbaumeister
Verwehte Luftschlösser und zerstörte Superbauten
Von Benedikt Mahler und Sofia Glasl

Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr
Als Podcast und in der neuen Bayern 2 App verfügbar

In der Nacht auf den 6. Juni 1931 brannte der Münchner Glaspalast vollständig ab - am Morgen waren nur noch verbogene Stahlträger übrig und geschmolzenes Glas. Von Maximilian II. 1854 als Ausstellungs- und Kulturzentrum errichtet, hinterließ die Ruine eine klaffende Lücke in der Münchner Kunstzene. Die Brandursache konnte nie aufgeklärt werden, die Rasanz der Zerstörung allerdings ließ grundsätzlich zweifeln an der Zweckmäßigkeit der hochmodernen Glaskonstruktion. Zu gewagt? Architektonischer Größenwahn?

Das Ringen um höchsten ästhetischen Anspruch und gleichzeitige Praktikabilität scheint ein Tanz auf Messers Schneide, stets verbunden mit dem Risiko, dass visionäre Traumbauten zu Luftschlössern werden. Das ursprünglich für München geplante Richard-Wagner-Festspielhaus findet erst später in Bayreuth eine Heimat. Die Selbstinszenierung Ludwigs II. als Raubritter auf der erträumten Burg Falkenstein im Ostallgäu fällt den finanziellen Folgen seiner Bausucht zum Opfer - und lebt doch als Mythos weiter. Das Münchner Schwabylon, als gigantisches Einkaufszentrum der Zukunft geplant, bricht unter den explodierenden Kosten in sich zusammen.

Benedikt Mahler und Sofia Glasl ergründen die Frage, was die bauenden Träumer antreibt, unnachgiebig und voller Leidenschaft an megalomanen oder visionären Projekten festzuhalten. Und: welche persönlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen es braucht, auch den Größenwahn zu wagen.

BR 2021

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.