Bayern 2

     

Zündfunk "Death Won't Tear Us Apart - zum 40. Todestag von Ian Curtis

Samstag, 15.08.2020
19:05 bis 21:00 Uhr

BAYERN 2

"Death Won't Tear Us Apart - zum 40. Todestag von Ian Curtis
Mit Ralf Summer
20.00 Nachrichten, Wetter, Verkehr
Das Erbe bebt - eine kurze Geschichte der Soundsystems
Mit Florian Fricke
Diese Sendung zum Nachhören unter: www.bayern2.de/zuendfunk
Ausgewählte Beiträge und Interviews als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Ralf Summer: Mit nur zwei Alben haben sich Joy Division tief in die Musikgeschichte eingebrannt. Das liegt auch an der tragischen Figur ihres charismatischen Sängers Ian Curtis. Und am Sound des Quartetts aus Manchester: sie überführten den Post-Punk der späten 70er in Dark-Wave und Indie-Pop - hatten also massgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Independent Sound  in Großbritannien. Und der war damals Motor der europäischen Pop-Musik. Joy Division bestanden aus Gitarrist / Keyboarder Bernard Sumner (der bei der Nachfolge-Band New Order Sänger wurde), Bassist Peter Hook (der seinen Bass höher stimmte und so zum treibenden Element der Band wurde, später auch bei New Order), Stephen Morris (der wie ein Drum-Computer spielende und technik-affine Drummer) - dazu Ian Curtis (Plattenladenverkäufer und Reggae-Dub-Fan). Wie so oft gilt auch hier: sie waren zur rechten Zeit im rechten Ort und versammelten die richtigen Leute um sich. Joy Division fanden mit TV-Moderator Tony Wilson einen Pop-affinen Labelmacher - er gründete Factory Records für sie (später kamen ua Happy Mondays und der Hacienda Club in Manchester dazu, wo eine gewisse Madonna ihren 1. Europa-Auftritt absolvierte). Wilson brachte den Produzenten Martin Hannett ins Spiel - einen Hippie, der ihnen einen ganz eigenen Sound verpasste und als Gear-Nerd stets neues Equipment und Effektgeräte anschleppte / einbaute. Der noch unerfahrene Designstudent Peter Saville wurde mit dem Artwork der Joy Division-Platten und der Label-Grafik betraut. Zusammen schufen sie (mit Rough Trade Records in London) die Wurzeln der Indie-Kultur auf der Insel: dass man es auch ohne Major(-Kohle) selbstbestimmt schaffen kann. In der Sendung kommen Drummer Morris, der Autor des neuen Joy Division-Oral History-Buchs "Die Sengende Sonne", Jon Savage - ebenso wie Mark Reeder zu Wort. Der Brite war enger Freund der Band / von Curtis, 1980 nach Berlin gezogen, hatte dort eines von zwei Joy Division-Konzerten in der BRD organisiert - und in Deutschland die LPs der Band an die Presse verschickt: "der Zündfunk war die erste und einzige Radio-Sendung in Deutschland, die Joy Division gespielt hat. Von allen anderen habe ich damals keine Reaktion bekommen." Am 18. Mai ist der 40. Todestag von Ian Curtis.  Wiederholung von 16. März.2020

Florian Fricke: Jamaica wurde über Jahrhunderte lang kolonialisiert und mithilfe von Sklaven ausgeplündert. Später drehten die Nachfahren jener Sklaven den Spieß um: Jamaica  hat die Welt kolonialisiert, der musikalische Einfluss der kleinen Insel, nur halb so groß wie Hessen, auf die globale Pop- und Tanzmusik ist gigantisch. Ganz wichtig dabei: die Soundsystemkultur, die den Bass in den Mittelpunkt stellt und ohne die auch House und Techno nicht denkbar wären. Schon in den 50er Jahren gab es auf Jamaica die ersten schrankgroßen Soundsystems, mit denen sich ihre Eigentümer, die Soundmen, einen Wettstreit lieferten. Heute ist die Soundsystemkultur immer noch lebendig. Eine historische Einführung und ein künstlerischer Ausblick mit Don Letts, Julian Henriques und Nik Nowak. Wdh. von 28. September 2019