Bayern 2

     

radioWissen Pasolini und de Sade

Marquis de Sade in einer Zeichnung mit Frau und Engeln mitsamt Peitschen | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 10.12.2019
09:05 bis 10:00 Uhr

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Pier Paolo Pasolini
Der Radikale am Rande der Gesellschaft

Zuckerbrot und Peitsche
Die Vorlieben des Marquis de Sade

Das Kalenderblatt
10.12.1913
Rabindranath Tagore erhält den Literaturnobelpreis
Von Frank Halbach
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Pier Paolo Pasolini - Der Radikale vom Rande der Gesellschaft
Autorin: Stephanie Metzger / Regie: Christiane Klenz
Die Wirklichkeit war seine Obsession. Aber nur, um in ihr das Universale aufzuspüren. Der Sprachforscher, Autor und Filmemacher Pier Paolo Pasolini (1922-1975) wollte den Dingen, den Körpern, dem Leben auf den Leib rücken, um in ihnen das Existenzielle zu finden. Im urwüchsigen Klang des friaulischen Dialekts, den er in Gedichten und Theorien wiederbelebte, verklärte er das karge Bauernleben zum Mythos eines verlorenen Paradieses. Im strengen und direkten Kamerablick auf das Leben der römischen Slums in Filmen wie "Accattone" oder "Mamma Roma" mystifizierte er die ragazzi di vita zu Märtyrern einer untergehenden Welt. Christus wird ihm im Film "Das Evangelium nach Matthäus" zur Identifikationsfigur. So wie die meisten seiner radikalen und schonungslosen Filme und Texte immer auch Abbilder der eigenen Existenz sind. Als mit sich ringender Homosexueller, als unangepasster Marxist und als harscher Kritiker der Kirche blieb Pasolini ewiger Außenseiter. Ein skandalumwitterter Nonkonformist, der auf eben diesen Nonkonformismus bestand. Ein schonungsloser Wetterer gegen Konsum und politische Oberflächlichkeit, der als Dichter zugleich mit politischem Engagement haderte. Und ein unfreiwilliger Prophet, dem die gesellschaftspolitischen Entwicklungen unserer Tage nur wenig Überraschung abgerungen hätten.

Zuckerbrot und Peitsche - Die Vorlieben des Marquis de Sade
Autorin: Astrid Mayerle / Regie: Irene Schuck
Sein 1785 entstandener Roman "Die 120 Tage von Sodom" gilt als ein Endpunkt in der Literaturgeschichte. Mehr Lust an der Erniedrigung, am Leiden und der sexuellen Folter von Menschen ist wohl in keinem anderen Text zu finden. Bis heute provoziert de Sade, regt zu neuen Diskussionen und Interpretationen seines Werks an. Die jüngste Biografie mit dem Titel "Die Vermessung des Bösen" stammt von dem Historiker Volker Reinhardt. Er ist überzeugt, wir können den Marquis heute am besten verstehen, wenn wir ihn in seiner Zeit sehen und uns mit seinen Lebensumständen auseinandersetzen. Als junger Adelsspross suchte auch de Sade jene Vergnügungen, die die Männer seines Stands exzessiv praktizierten. Allerdings: de Sade rührte an einigen Tabus und hinterfragte dabei auch den gesellschaftlichen Status Quo seiner Zeit.

Moderation: Kristina Thiele
Redaktion: Andrea Bräu

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