Bayern 2

     

radioTexte - Das offene Buch Nobelpreis: Olga Tokarczuk - Die Jakobsbücher

Olga Tokarczuk | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 08.12.2019
12:30 bis 13:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Am 10. Dezember 2019 erhält Olga Tokarczuk den Literaturnobelpreis 2018. In ihrem vielstimmigen 1200-Seiten-Roman "Die Jakobsbücher" erinnert die polnische Schriftstellerin an den im 18. Jahrhundert als Messias verehrten Jakob Frank, der die Juden Osteuropas in die Moderne führen wollte, an die friedliche Koexistenz verschiedener Völker in Polen und an Konflikte. Olga Tokarczuk über den Roman. Lesung mit Franz Pätzold.

Jakob Frank muss eine charismatische Erscheinung gewesen sein mit seinem großen Hut. Ein Sektenführer, beobachtet von Spionen, sagten die einen, als neuen Messias feierten ihn seine Anhänger, die Frankisten. In jedem Fall eine führende Persönlichkeit der jüdischen Geschichte im 18. Jahrhundert und ein Aschkenasim, der 1726 im polnischen Korolówka geboren wurde und am 10. Dezember 1791 als angesehener Konvertit und Bürger in Offenbach starb.

Am 10.Dezember 2019 nimmt die polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk - neben Peter Handke - den Literaturnobelpreis entgegen. Für das Jahr 2018. Und nicht zuletzt für ihr Opus Magnum „Die Jakobsbücher“. Der 1200-Seiten-Roman ist weit mehr als ein historisches Buch. Er spürt dem Leben des Jakob Frank nach, zeigt den Weg assimilierter Juden, multiethnisches Zusammenleben in Podolien, Polen und der Ukraine, aber auch brutale Übergriffe durch Polen. Ihr Buch widerspreche dem offiziellen Narrativ der polnischen Regierung, das die Polen nur als Opfer zeige. Ihre Recherche ergab:

Auch die Polen haben Juden ermordet. Polen hat im Osten Menschen kolonialisiert. Bauern mussten Fron-Dienste verrichten, ich habe das Sklaverei genannt. Das hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Ich wurde der Lüge bezichtigt, des Verrats. Aber die Angriffe gegen das Buch waren nicht so deutlich. Mit Hilfe der Geschichte von Jakob Frank habe ich den Blick auf viele Ungerechtigkeiten gelenkt: auf den Feudalismus, auf die Situation der Juden damals in Polen, hier zeige ich die guten wie auch die schlechten Seiten.“ (Olga Tokarczuk)

Moderation, Redaktion, Regie: Cornelia Zetzsche

Nach der Sendung als kostenloser Podcast unter Bayern2.de/Lesungen - radiotexte