Bayern 2

     

radioWissen Fritz Haber und Chemiewaffen

Schild auf einer Demonstration gegen Einsatz von Chemiewaffen in Syrien | Bild: picture-alliance/dpa

Donnerstag, 07.11.2019
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Chemiewaffen
Verboten. Geächtet. Im Einsatz

Fritz Haber
Forscher zwischen Gaskrieg und Chemienobelpreis

Das Kalenderblatt
8.11.1950
Marieluise Fleißers "Der starke Stamm" uraufgeführt
Von Johannes Roßteuscher
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Chemiewaffen - Verboten. Geächtet. Im Einsatz
Autor: Hellmuth Nordwig / Regie: Sabine Kienhöfer
Im Jahr 1997 waren fast alle Staaten einig: Chemische Kampfstoffe müssen geächtet werden; es ist verboten, sie herzustellen und zu verbreiten. Damals ist die Chemiewaffenkonvention in Kraft getreten. Sie galt als Schlussstrich unter die grausame Geschichte dieser Massenvernichtungswaffen, die vor allem den Ersten Weltkrieg geprägt haben. Entsprechend dieser internationalen Vereinbarung begann die Vernichtung der Chemiewaffenarsenale, die allerdings so umfangreich waren, dass sie bis heute noch nicht ganz abgeschlossen ist. Ungeklärt ist bis jetzt auch, was mit den großen Mengen an Kampfstoffen aus deutscher Produktion geschehen soll, die die Siegermächte nach dem Zweiten Weltkrieg in der Nord- und Ostsee versenkt haben. Und die Kriege im Irak und in Syrien haben gezeigt, dass es immer wieder Staaten gibt, die trotz der Konvention chemische Kampfstoffe einsetzen, teils sogar gegen die eigene Bevölkerung. Zwar wurden auch diese Bestände mittlerweile angeblich vernichtet. Aber es drohen neue Gefahren, nicht nur, weil Israel sie nie ratifiziert hat, Ägypten, Nordkorea und Südsudan die Konvention noch nicht einmal unterzeichnet haben. Russland versucht neuerdings sie auszuhebeln, und auch terroristische Gruppen könnten sich chemischer Waffen bemächtigen. Die Einigkeit bröckelt.

Fritz Haber - Forscher zwischen Gaskrieg und Chemienobelpreis
Autor: David Globig / Regie: Axel Wostry
"Ernährer der Menschheit", aber auch "Vater des Gaskriegs" - die Lebensleistung des deutschen Chemikers Fritz Haber zu bewerten, fällt nicht leicht. Einerseits entwickelte er gemeinsam mit Carl Bosch ein Verfahren, mit dem sich aus den Elementen Stickstoff und Wasserstoff im großen Maßstab Ammoniak gewinnen lässt. Ammoniak ist Ausgangsstoff für die Produktion von Kunstdünger. Ohne das Verfahren müsste ein großer Teil der Menschheit hungern. Haber erhielt deshalb für die Ammoniaksynthese den Chemienobelpreis. Doch im Ersten Weltkrieg stellte er sich als Wissenschaftler auch in den Dienst des deutschen Militärs. Zunächst arbeitete er an neuen Sprengstoffen, dann wandte er sich der Entwicklung von Giftgasen zu. Im Frühjahr 1915 war er maßgeblich für den ersten deutschen Chlorgas-Angriff bei Ypern verantwortlich, den Beginn eines allgemeinen "Gaskriegs". Allein durch Chlor und andere Giftgase starben bis Kriegsende 1918 100.000 Menschen qualvoll, rund eine Million wurde verletzt.

Moderation: Thies Marsen
Redaktion: Nicole Ruchlak

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