Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Strubbelkopfröhrling und Bauchwehkoralle

Sonntag, 15.09.2019
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Strubbelkopfröhrling und Bauchwehkoralle
Das wundersame Reich der Pilze und Pilzsammler
Von Bernhard Setzwein

Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Lange Zeit hat man nicht gewusst, wo man sie überhaupt einordnen soll, im Reich der Pflanzen oder doch eher im Reich der Tiere. Chlorophyll haben sie keins, ihren Energiebedarf gewinnen sie, indem sie andere abgestorbene Lebewesen verdauen und das wiederum tun sie, indem sie ein oft kilometerweites Gespinst feinster Fäden ausbilden, ein unterirdisches Mycel. An einigen Stellen lassen sie ihre Fortpflanzungsorgane in die Höhe schießen, das sind dann jene „Männlein, die im Walde stehn“ und den Schwammerlfreund so überaus erfreuen.

Mittlerweile gibt es in der Biologie längst ein eigenes Reich der Pilze“ - ein wundersames, kaum auszuforschendes Reich. Unendlich scheint die Vielfalt, Mykologen gehen davon aus, dass es 1,5 Millionen unterschiedliche Arten gibt. Wer einmal vom Schwammerl gebissen worden ist, hat also zu tun, für den Rest seines Lebens ... mit dem Suchen, Entdecken, Bestimmen und möglichst genussvollen Verzehren.

In Bayern mit seinen vielen Wäldern haben Schwammerl-Narrische ein ideales Revier. Bernhard Setzwein hat einige von ihnen begleitet. Er hat erfahren, warum jeder wahre Pilzesucher so ein Geheimnis um „seine Plätze“ macht, er hat sich von der „Huadersau“ erzählen lassen, einem Baumpilz, aus dem man sogar Hüte machen kann, und bald hat er angefangen, selber etwas von jener Leidenschaft zu spüren, die bei bestimmten Menschen regelmäßig mit dem ersten feucht-warmen Schwammerlwetter ausbricht und dann fast das ganze Jahr andauert. Und schließlich hat er auch noch in der Literatur nachgeschaut und bemerkt, dass es nicht wenige Autoren gibt, für die das Judasohr oder die Totentrompete ist, was für Marcel Proust die Madeleine war. Zwei Stäublinge sind sogar nach einem mykologisch sehr bewanderten Schriftsteller benannt: „Handkea excipulifornis“ und „Handkea utrifornis“.

Wir laden ein zu einer akustischen Entdeckungsreise ins Reich der Schwammerl und der Schwammerl-Narrischen.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.