Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Die Antifaschisten Ginzburg und Calvino

Darstellung: Natalia Ginzburg | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 07.05.2019
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Natalia Ginzburg
Schreiben um die Existenz

Italo Calvino
Schriftsteller einer Generation

Das Kalenderblatt
7.5.1964
Raketenvorführung zu Zwecken der Postbeförderung verunfallt
Von Hellmuth Nordwig
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Natalia Ginzburg - Schreiben um die Existenz
Autorin: Julie Metzdorf / Regie:
In Italien kennt sie jedes Kind, in Deutschland aber wird sie heute kaum noch gelesen: Natalia Ginzburg (1916-1991). Die Schriftstellerin und Übersetzerin gilt als Chronistin des italienischen Widerstands. Immer wieder hat sie in ihren Werken ihre eigene jüdisch-katholische Familie zum Thema gemacht. Ginzburgs Vater und ihre Brüder kamen wegen ihrer Tätigkeit im Untergrund zeitweise ins Gefängnis. Ihr Ehemann Leone Ginzburg, einer der führenden Köpfe des antifaschistischen Widerstands in Italien, wurde 1944 von deutschen Soldaten ermordet. Ginzburgs größter Erfolg wird das "Familienlexikon“, in dem sie die Jahre zwischen 1920 und 1950 aus Sicht eines Kindes schildert. Die Autorin ist bekannt für ihre minimalistische und lakonische Erzählweise. Ihre Sprache ist karg, fast spröde. Doch gerade das Fehlen jeglichen Pathos macht jeden Satz zum Peitschenhieb. Nach dem Krieg nimmt sie im einflussreichen Enaudi-Verlag eine wichtige Rolle als Lektorin ein. Mit Mitte 60 wird Natalia Ginzburg Abgeordnete im italienischen Parlament.

Italo Calvino - Schriftsteller einer Generation
Autorin: Christina Hamel / Regie: Sabine Kienhöfer
Der Freund und Schriftstellerkollege Cesare Pavese nannte Italo Calvino einmal "Eichhörnchen der Feder“ - wegen seines leichten, raschen und beweglichen Stils. Ein Stil, der lustvoll auf dem Grat zwischen Wirklichkeit und Märchen balanciert und immer auch den Schein ernst nimmt. Italo Calvino, der 1923 auf Cuba als Sohn italienischer Eltern geboren wurde, zählt zu den bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine Spezialität: Die Schaffung von Erzähllabyrinthen. Schließlich gehört das sich Verirren zu den ganz grundsätzlichen Lebenserfahrungen. Und Schalk und Witz Italo Calvinos reichen auch für ein paar Umwege. Da ruft beispielsweise einmal ein Mann vor einem Haus stehend nach "Teresa“ in den oberen Stockwerken. Ein Passant kommt rufend zur Hilfe! Te-reee-saaa! Im Nu ist die Straße voller Menschen, die alle nach Teresa rufen. "Es klang sehr gut. Allerdings antwortet niemand.“ Eine Teresa, bekennt der erste Rufer, gebe es gar nicht in jenem Haus. Man könne auch etwas anderes rufen. Darauf Italo Calvino durch den Mund eines weiteren Rufers: "Wir können ja noch einmal Teresa rufen, und dann gehen wir alle nach Hause.“ Mediterrane Wärme mischt sich bei diesem Autor auf schönste Weise mit Humor. Doch auch in öffentlichen Debatten fehlte Calvinos Stimme nicht: Der Schriftsteller, der in der Resistenza gegen die deutschen Faschisten kämpfte, war Mitglied der Kommunistischen Partei, arbeitete als Lektor des Einaudi-Verlags in Turin und schrieb für Zeitungen und Zeitschriften. Christine Hamel stellt Leben und Werk eines großen europäischen Autors vor.

Moderation:
Redaktion: Andrea Bräu

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