Bayern 2

Bayerisches Feuilleton Stromgitarren aus Franken

Mit dem Schleifen von Einzelteilen einer Baßgitarre sind Mitarbeiter in der Warwick GmbH & Co Music Equipment KG im sächsischen Markneukirchen beschäftigt. | Bild: picture-alliance/dpa

Samstag, 20.04.2019
08:05 bis 09:00 Uhr

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BAYERN 2

Built in the heart of Bavaria
Stromgitarren aus Franken
Von Ulrich Zwack

Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Elektrogitarren und -bässe zählen seit den 1950er Jahren zu den wichtigsten Instrumenten der Unterhaltungsmusik. Die meisten werden heute in Fernost hergestellt, in rauen Mengen und zu wahren Schleuderpreisen. Viele davon taugen nichts, manche sind von bemerkenswert hoher Qualität. Trotzdem hat keine einzige der „Stromgitarren“ aus China, Korea, Malaysia oder Indonesien das Zeug für die Oberliga. Dort spielen Instrumente wie die Gibson Les Paul oder der Fender Jazz Bass. Und die stammen grundsätzlich aus Amerika.

Oder doch nicht? Den berühmtesten E-Bass aller Zeiten zupfte wohl Paul McCartney bei den Beatles. Doch dieses Instrument mit dem unverwechselbaren violinförmigen Korpus wurde nicht etwa in Übersee gefertigt, sondern von der Firma Höfner in Bubenreuth. Bill Wyman von den Rolling Stones spielte ebenfalls einen mittelfränkischen Bass, wenn auch ein Instrument des Konkurrenzunternehmens Framus - damals größter Gitarrenhersteller von ganz Europa, dessen Produkte auch John Lennon und George Harrison gern zur Hand nahmen.
Was Mittenwald für den Geigenbau bedeutet, das bedeuteten Bubenreuth sowie einige Orte in der näheren Umgebung lange Zeit für den Bau elektrisch verstärkter Saiteninstrumente. Neben Höfner und Framus produzierten in Franken so angesehene Marken wie Hoyer, Glassl, Warwick oder Klira.

Begründet wurde der fränkische Gitarren-Boom durch vertriebene Egerländer Geigenbauer aus Schönbach. Sie sattelten in der neuen Heimat auf Gitarre um und legten so den Grundstein für den Erfolg der Stromgitarren und - bässe „built in the Heart of Bavaria“. Die fernöstliche Billigkonkurrenz aber stürzte die fränkischen Gitarrenbauer Ende der 1970er Jahre in eine existenzbedrohende Krise. Ein paar konnten sie allerdings meistern, indem sie konsequent auf Klasse statt auf Masse setzten. Dadurch gelang es ihnen, ihr hohes internationales Ansehen bis auf den heutigen Tag zu bewahren.

Ulrich Zwack begibt sich auf akustische Expedition in ein Franken unter Strom.

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