Bayern 2

     

radioWissen Der geforderte Körper

Darstellung: Frau mit Prothese beim Sport | Bild: colourbox.com

Donnerstag, 24.01.2019
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Leistungsmaschine Körper
Als wir zur Maschine wurden

Körperbehinderung
Vom "Krüppelheim" zur Inklusion?

Das Kalenderblatt
24.1.1848
James W. Marshall findet Nugget und löst kalifornischen Goldrausch aus
Von Thomas Grasberger
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Leistungsmaschine Körper - Als wir zur Maschine wurden
Autorin: Daniela Remus / Regie:Sabine Kienhöfer
Stark und leistungsfähig, schön und gesund, so sieht das Idealbild menschlicher Körper aus. Diese Vorstellung wird selten hinterfragt. Sie scheint heute ganz selbstverständlich zu sein und führt zu Optimierungsanstrengungen aller Art. Von Operationen zu Diäten, von exzessivem Sport bis zu leistungssteigernden Medikamenten. Historisch betrachtet aber ist dieses Körperbild recht jung. Erst im Zuge der Aufklärung, also im 18. Jahrhundert, rückte das einzelne Individuum und auch sein Körper ins Zentrum der Betrachtung. Die Leistungs- und Arbeitsfähigkeit des Körpers wurde zur Bedingung für die gesellschaftliche Anerkennung eines Menschen. Ein Trend, den die Industrialisierung und ihr mechanistisches Naturverständnis noch verstärkten. Und ein Gedanke, den die Nationalsozialisten mit ihrer Ideologie vom "gesunden Volkskörper" ins Extreme pervertierten. Dass der Körper wie eine Maschine optimiert, getunt und adäquat gepflegt werden müsse, dieses mechanistische Verständnis, bestimmt aber bis heute unser Körperbild.

Körperbehinderung - Vom "Krüppelheim" zur Inklusion?
Autorin: Carola Zinner / Regie: Axel Wostry
Allein schon der Name verrät viel über den Umgang: "Krüppel", so nannte man Menschen mit körperlicher Behinderung. Die medizinischen Möglichkeiten, ihre Leiden zu lindern, waren gering, der Umgang im besten Falle geprägt von herablassender Fürsorge. Im schlimmsten Falle - das galt vor allem für Kinder, die bereits mit einer Behinderung zur Welt kamen - sprach man ihnen sogar das Lebensrecht ab. Zum Alltagsbild der Städte gehörten bis ins 19. Jahrhundert hinein Menschen, die blind waren, denen Gliedmaße fehlten oder die mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zur Welt gekommen waren. Sie blieben meist vom normalen Alltagsleben ausgeschlossen und waren auf Almosen angewiesen. (Kleinwüchsige Menschen hingegen galten oft als "kostbare Rarität" und wurden von Fürsten als "Hofnarren" angestellt.) Erst mit der Aufklärung änderte sich langsam der Umgang mit körperlich Behinderten. Privatleute (- darunter als einer der ersten der Münchner Johann Nepomuk von Kurz, geboren 1783 -), aber auch staatliche und kirchliche Institutionen gründeten Heime, in denen diese Menschen leben und arbeiten konnten. Bis zum Ideal heutiger Körperbehindertenpädagogik, in deren Mittelpunkt der Mensch mit seinen Interessen und Bedürfnissen steht, war es allerdings noch ein weiter Weg.

Moderation: Thies Marsen
Redaktion: Nicole Ruchlak

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