Bayern 2

Bayerisches Feuilleton Schloss Nymphenburg in der NS-Zeit

Sonntag, 25.03.2018
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Brauner Spuk
Schloss Nymphenburg in der NS-Zeit
Von Michael Zametzer
Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Ein Bild aus den 1930er Jahren: Die Front von Schloss Nymphenburg zeigt sich in ihrer ganzen Pracht - wie seit Jahrhunderten. Mit einem Unterschied: Links und rechts vom Mittelbau wehen zwei riesige Hakenkreuzflaggen.

Die neuen braunen Schlossherren verlieren keine Zeit. Sie vereinnahmen den früheren Sommersitz der bayerischen Kurfürsten, respektive Könige und beginnen das barocke Juwel in ihren Ungeist einzubeziehen. Allen voran Christian Weber, Hitlers Duzfreund, einst SA-Schläger, jetzt berüchtigter Nazi-Funktionär, SS-Führer - und eigentlicher Herrscher Münchens. Der passionierte Jäger und Pferdenarr will sich ein Denkmal setzen: ein "Deutsches Jagdmuseum". Dafür verlieren die "Englischen Fräulein" vom Orden der Maria Ward ihre Kloster- und Internatsräume im Nordflügel des Schlosses. Auch ihre Schule wird geschlossen. Unter Tränen und Gebeten sehen sie hilflos ihrer Enteignung zu. Selbst vor der Gruft des Klosters machen die Nazis nicht halt.

Missliebige Gewächse wie weiße und blaue Hortensien müssen bald schon Salat, Wirsing und Kohlkopf weichen. Zwangsarbeiter steigern die Erträge der Schlossgärtnerei. Alle Gebäude erhalten einen Tarnanstrich.

Wie die bayerischen Könige speisen nun NS von Nymphenburger Porzellan. In der "Nacht der Amazonen", einer gigantischen Freilichtbühnenshow, reiten hüllenlose Revue-Girls auf Pferden der SS durch den Schlosspark.

Und trotzdem: Mitten im braunen Spuk von Nymphenburg bildet sich genau dort eine Widerstandsgruppe …

Albrecht Vorherr war langjähriger Kastellan von Schloss Nymphenburg, die Autorin Doris Fuchsberger verbrachte ihre Schulzeit bei den "Englischen Fräulein" - zusammen haben sie das gespenstisch-skurrile Kapitel der Nymphenburger Schlossgeschichte in einem Buch ans Tageslicht gebracht. Das Bayerische Feuilleton von Michael Zametzer erzählt auch ihre Geschichte.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.