Bayern 2

     

Evangelische Perspektiven Kirchenasyl in Zeiten der Massenflucht

Nur ein Schritt über die Grenze des Kirchengrundstücks –  und Johns Leben in Deutschland könnte vorbei sein. Denn dann könnte ihn die Polizei sofort festnehmen und abschieben. Der Flüchtling aus Nigeria müsste zurück nach Ungarn, denn hier wurde er das erste Mal von der EU als Flüchtling registriert. | Bild: BR

Sonntag, 27.09.2015
08:30 bis 09:00 Uhr

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BAYERN 2

Gleiches Recht für Keinen
Kirchenasyl in Zeiten der Massenflucht
Von Thomas Klatt
Als Podcast verfügbar

Sie kamen im September 2012 aus Würzburg! Flüchtlinge begannen ihren Protestmarsch auf die deutsche Hauptstadt. Sie forderten ein besseres Asylrecht. Sie besetzten den Oranienplatz, bis zur Räumung. Heute sind mehr als 100 von ihnen in Berliner Gemeinden untergekommen, das größte und längste Kirchenasyl überhaupt. Schon seit über 30 Jahren bieten Kirchen Geflüchteten Schutz, wenn Leib und Leben im Falle einer Abschiebung gefährdet sind. Darüber ist nun Streit mit der Politik ausgebrochen. Nach dem Dublin-III-Abkommen müssten die meisten Flüchtlinge in die EU-Grenzländer zurückgeführt werden. Die Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche aber hält Italien, Ungarn, Bulgarien oder Malta nicht für sicher. Dort kommt es zu Familientrennungen und Obdachlosigkeit. Die besondere Schutzwürdigkeit von Traumatisierten, Kranken oder Kindern wird nicht ausreichend berücksichtigt. Trotzdem will die Bundesregierung das Kirchenasyl, das doch immer zugleich auch Ausdruck des Protests gegen eine gescheiterte Flüchtlingspolitik ist, deutlich erschweren. Im September läuft ein vereinbartes Moratorium zwischen Kirchen und Staat aus. Und die Oranienplatz-Flüchtlinge - sie warten noch immer darauf, wahrgenommen zu werden.