Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Vom Henker und Schinder zum Arzt und Maler

Henker mit Beil | Bild: colourbox.com

Sonntag, 05.03.2017
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

Vom Henker und Schinder zum Arzt und Maler
Die Kuisls - oder - wie sich eine bayerische Familie vom Ruch des Ehrlosen befreite
Von Oliver Pötzsch
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Gefürchtete Henker, Folterknechte und Schinder - als Scharfrichter gehörten die Kuisls einem verabscheuten, ehrlosen Stand an. Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert hinein übte diese Familie ihr blutiges Handwerk in vielen bayerischen Städten aus. Sie gilt als eine der bekanntesten Henkersfamilien hierzulande. Ein Wechseln in andere Berufe war den Kuisls nicht möglich, wer in dieser Familie aufwuchs, blieb sein Leben lang ein Verstoßener.

Als die Scharfrichterei vor ungefähr zweihundert Jahren in den meisten bayerischen Orten abgeschafft wurde, mussten sich auch die Kuisls nach anderen Berufen umsehen. Sie wurden Bader, Barbiere und schließlich sogar Ärzte. Über Jahrzehnte der Verachtung und Anfeindung gelang es ihnen, in der Gesellschaft langsam Fuß zu fassen. Dabei zeigten nicht wenige plötzlich Talente, die so gar nicht zum Klischee des Henkers passen wollen. Sie fingen an, Märchen und Theaterstücke zu schreiben, wanderten nach Frankreich und Brasilien aus, studierten an der Münchner Kunstakademie und brachten Anfang des 20. Jahrhunderts mit Josef Kuisl sogar einen bekannten Portrait- und Landschaftsmaler hervor.

Oliver Pötzsch ist mütterlicherseits ein Nachfahre der Kuisls. Zwei historische Kriminalromane sind bislang erschienen, die sich seinen Henkersahnen widmen. Nun geht er auf Spurensuche, befragt Verwandte, stöbert in alten Archiven - und begegnet einer faszinierenden Familie, die es über einen langen Zeitraum geschafft hat, sich vom Ruch des ehrlosen Henkers zu befreien. - Ein persönlicher Streifzug durch die Jahrhunderte anhand einer ungewöhnlichen Familie.