Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Der Autor Gregor Dorfmeister

Szene aus Bernhard Wickies Romanverfilmung "Die Brücke" (1959) | Bild: picture-alliance/KPA

Sonntag, 22.01.2017
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

Chronist einer verratenen Generation
"Brücke"-Autor Gregor Dorfmeister
Von Thomas Grasberger
Als Podcast verfügbar

Verhetzt und verheizt wurden sie, die jungen Männer, die in den letzten Kriegstagen 1945 zum Volkssturm einberufen und in einen sinnlosen Krieg geschickt wurden. Einer von ihnen war der Gymnasiast Gregor Dorfmeister. Aufgewachsen in einem katholischen Elternhaus in Bad Tölz, war er von der Ideologie des Nationalsozialismus nur wenig infiziert. „Aber über den Sport haben sie uns erwischt“, sagt der heute 87-Jährige. Reiten, Boxen und Fechten lernten die Buben damals in der Tölzer SS- Junkerschule. Und als es dann ernst wurde, kam auch das Schießen mit der Panzerfaust hinzu. Denn die amerikanischen Panzer waren bereits im Anmarsch.

Im Frühjahr 1945 wurde Dorfmeister einberufen, um an den letzten Kämpfen in seiner Heimat teilzunehmen. Anders als viele seiner jungen Kameraden überlebte er. Beim Verarbeiten der grauenvollen Bilder half ihm nach dem Krieg das Schreiben. Als Journalist beim Münchner Merkur, aber bald auch als Romanautor.

Unter dem Pseudonym Manfred Gregor wurde Gregor Dorfmeister schnell bekannt; vor allem mit seinem stark autobiografischen Erstlingswerk „Die Brücke“, in dem er den sinnlosen Volkssturm-Einsatz von sieben Sechzehnjährigen beschreibt. Das Buch wurde zum Bestseller: die gleichnamige Verfilmung durch Bernhard Wicki ist bis heute ein Klassiker unter den internationalen Antikriegsfilmen.

Dorfmeister schrieb zwei weitere Romane und arbeitete neben seiner journalistischen Tätigkeit jahrzehntelang mit und für Behinderte. Seine schönste Arbeit, wie er sagt. Heute lebt er - hochbetagt, aber geistig sehr fit - im Ruhestand in Bad Tölz. Thomas Grasberger hat ihn dort getroffen und mit ihm gesprochen: über Gott und die Welt, über den Krieg und den Frieden. Und natürlich auch über „Die Brücke“.