Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Ein Bayer in der Antarktis

Sonntag, 01.01.2017
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

Ein Bayer in der Antarktis
Das abenteuerliche Leben des Josef Enzensperger
Von Rainer Firmbach
Als Podcast verfügbar

Josef Enzensperger, 1873 in Rosenheim geboren, war einer der ersten “Allroundbergsteiger” seiner Zeit: Er konnte sich nicht nur an den steilen, heiklen Allgäuer Grasgraten meisterhaft bewegen; auch als Solokletterer durchstieg er schwierigste Wände. Im Wetterstein, in den Dolomiten oder im Wilden Kaiser glückten dem tollkühnen Alpenpionier dabei mehr als 30 Neutouren.

1900 übte Enzensperger gewissermaßen das “höchste” Amt im Deutschen Reich aus: Als “wissenschaftlicher Beobachter” zog der junge Bergsteiger und Meteorologe hinauf auf den knapp 3000 Meter hohen Zugspitz-Gipfel. Monatelang hauste der trinkfeste Enzensperger - Spitzname: “Enzian” - dort mutterseelenallein, als erster “Wetterfrosch”, in der “Königlich Bayerischen Meteorologischen Hochstation”. Für die Damen im Tal offenbar eine begehrenswerte Stellung: So fehlte es nicht an Angeboten von weiblicher Seite, dem “wilden Draufgänger” die Einsamkeit zu “versüßen”.

1901 reiste Enzensperger als Teilnehmer an der Deutschen Südpolar-Expedition unter der Leitung von Erich von Drygalski in die Antarktis. Das Unternehmen stand allerdings unter keinem günstigen Stern: Auf den Kerguelen, einer unwirtlichen Inselgruppe im südlichen Indischen Ozean, ließen Kälte, Entbehrungen und Krankheiten den Aufenthalt für die hart gesottenen Männer zu einer Odyssee der Leiden werden.

Eine Woche vor seinem 30. Geburtstag starb Enzensperger, vermutlich an der Vitaminmangelkrankheit Beriberi. Seine letzte Ruhestätte am Ende der Welt ist nicht mehr auffindbar: Es heißt, man habe den Abenteurer aus Bayern “nach Norden, zur Heimat hin ausgerichtet” begraben.

Rainer Firmbach hat Enzenspergers Lebenserinnerungen gelesen und in seinem “Kerguelen-Tagebuch” geblättert.