Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Bayern und die dritte Kriegsweihnacht 1916

Weihnachtspost und Karten an das Christkind um 1916, im "Salzburger Weihnachtsmuseum" | Bild: picture alliance/Barbara Gindl/APA/picturedesk.com

Sonntag, 25.12.2016
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

Rübensuppe statt Gänsebraten
Bayern und die dritte Kriegsweihnacht 1916
Von Claudia Decker
Als Podcast verfügbar

"Wieder kommt die Weihnachtszeit, Krieg ging nicht zu Ende", heißt es im Dezember 1916 in einem Kinderlied. Die Jubiläumsreden zum Beginn des Ersten Weltkriegs sind längst verklungen. 30 Monate dauert der Krieg schon, der eigentlich an Weihnachten 1914 hätte enden sollen. Doch der Austausch von Friedensnoten zwischen den Kriegsparteien ändert nichts an deren Kriegswillen. Wohin der führt, hat die Schlacht um Verdun gerade gezeigt: Mitte Dezember 1916 keine bedeutende Änderung des Frontverlaufs, dafür 360 000 Tote auf französischer Seite und 335 000 auf deutscher.

Die Bevölkerung ist längst ernüchtert, leidet bittere Not. In München kommt es schon im Sommer 1916 zu Hungerdemonstrationen und Krawallen. Im November erlebt die bayerische Hauptstadt ihren ersten Fliegerangriff.  Frauen stehen schon in den frühen Morgenstunden vor den Geschäften, um Lebensmittel zu ergattern. Nach der schlechten Kartoffelernte werden Kohl- und Steckrüben zur Hauptnahrung. Kohle und Briketts sind rar und teuer, Strom muss gespart werden, Leuchtreklame aller Art wird verboten, Theater, Kinos, Gaststätten und Restaurants müssen um 22 Uhr schließen. Männliche Arbeitskräfte fehlen auf dem Land und in den Städten. Frauen müssen als "Kohlenträgerinnen" und Arbeiterinnen in Munitionsfabriken schwere körperliche Arbeiten übernehmen. Bis zu 16 Stunden dauern ihre Schichten. 

An Weihnachten 1916 ist die Stimmung grau. Kerzen und Weihnachtsbäume sind Mangelware. Weihnachtsgebäck gibt es kaum noch;  wer genügend Brot hat, kann froh sein. Am 24. Dezember 1916 meldet der deutsche Heeresbericht: "An der West- und Ostfront im allgemeinen ruhiger Tag." In seiner Rede zum Jahresende 1916 spricht Kaiser Wilhelm II. immer noch von unerschütterlicher Siegeszuversicht. Das Schlachten im Westen und im Osten geht weiter.

Claudia Decker schaut noch einmal 100 Jahre zurück, auf den Alltag der Menschen an der Front und in der Heimat.