Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Friedrich Dürrenmatt und Therese Giehse

Friedrich Dürrenmatt an seinem Schreibtisch | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 02.12.2014
15:05 bis 16:00 Uhr

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BAYERN 2

Dürrenmatts Physiker
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Friedrich Dürrenmatt hat sein Theaterstück "Die Physiker" vor einem halben Jahrhundert geschrieben. Damals beschäftigte die Menschen der kalte Krieg, das weltweite Wettrüsten und vor allem die Angst vor der Atombombe. Nach den Ereignissen im japanischen Fukushima ist die Furcht vor dem atomaren Gau wieder aktuell. Deutschsprachige Bühnen zeigen auf einmal wieder Interesse am Stück. Dürrenmatt kommt zur zentralen Aussage: Der Inhalt der Physik geht die Physiker an, die Auswirkungen alle Menschen. Er zeichnet in seinem Theaterstück ein Bild des Wissenschaftlers, der nicht mehr Herr über seine Entdeckungen ist. Er muss mit ansehen, wie sich die Menschheit seiner Erfindungen bemächtigt und damit ins Verderben rennt.
Dürrenmatt hat seine "Physiker" der Schauspielerin Therese Giehse gewidmet, einer Frau mit eigenem Rollenverständnis.
"Nicht immer den Schwindel mit dem Gefühl, das ist ja überhaupt was Furchtbares das Gefühl. Das ist schon da, aber daraus ein Geschöpf zu machen, das ist Hurerei. Man muss die Gestalten zerlegen und sie den Menschen klar deuten". Therese Giehse, 1898 in München geboren, verkörperte viele starke Frauen auf der Bühne, allen voran Brechts "Mutter Courage". Sie spielte Gorkis "Wassa Schelesnowa", die Marthe Rull in Kleists "Zerbrochenen Krug" und die Irrenärztin Mathilde von Zahnd in den "Physikern". Gegen die Nazi-Diktatur engagierte sich die Jüdin Giehse mit politischem Kabarett. Sie gründete Anfang 1933 die "Pfeffermühle" mit Erika und Klaus Mann. Wenige Wochen später wurde die Giehse denunziert, sie floh in die Schweiz, wo sie mit der "Pfeffermühle" in den folgenden Jahren große Erfolge feierte. Die Rückkehr aus dem Exil nach 1945 fiel ihr nicht leicht. Sie analysierte: "Die ältere Generation hat aus dem Krieg verdammt wenig gelernt, sie sind böswillig". Die Schauspielerin feierte an den Münchner Kammerspielen Triumphe. Film- und Fernsehrollen mehrten ihren Ruhm. Eine ihrer letzten Rollen war die Oma Häusler in den "Münchner Gschichten“ von Helmut Dietl.

Redaktion: Petra Herrmann
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