Bayern 2

     

radioWissen Weisheit und Lebenskraft aus China

I-Ging-Münzen | Bild: colourbox.com

Mittwoch, 01.06.2016
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Das I-Ging
Orakel, Psychogramm und Weisheitslehre

Qi
Die geheimnisvolle Kraft

Das Kalenderblatt
1.6.1857
Geburtstag hat: Josef Pujol, Kunstfurzer
Von Xaver Frühbeis

Als Podcast verfügbar

Das I-Ging - Orakel, Psychogramm und Weisheitslehre
Autorin: Claudia Simone Dorchain / Regie: Eva Demmelhuber
Das I-Ging ist ein vielseitiges und tiefgründiges chinesisches Weisheitssystem, das über dreitausend Jahre alt ist und das im Westen vor allem als faszinierendes Orakel bekannt wurde. Mittels des Wurfs von Münzen kann man Linien aufzeichnen, die wiederum zusammengesetzt werden zu komplexeren Symbolen, die einen bestimmten Aussagewert über die Zeittendenzen haben. Was hier wie eine Spielerei anmutet, ist jedoch weniger ein willentliches Vorhersehen der Zukunft, als vielmehr eine genaue Erfassung gegenwärtiger Tendenzen und ihrer Wachstumsaussichten. Das I-Ging wurde in Europa schon im 17. Jahrhundert durch christliche Missionare bekannt und von vielen Philosophen, wie etwa Leibniz, hochgeschätzt, doch seine größte Popularität verdankt es dem Schweizer Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung. Jung entwickelte seine Lehre der sogenannten Synchronizität - des gleichzeitigen Auftretens kausal unverbundener, aber im Aussagegehalt gleicher Erscheinungen - auch im Zusammenhang mit diesem chinesischen Sinnsystem, welches die Erscheinungen der Gegenwart durchaus psychologisch deutet und ihre ethische Entwicklungstendenz offenlegt. Das I-Ging ist also Orakel, Psychogramm und Weisheitslehre zugleich - eine zutiefst im Geist des Konfuzianismus verwurzelte und dennoch interkulturell anerkannte, weil in seiner psychologischen Grundaussage auf viele Zeiten und Gesellschaften übertragbare Orientierungshilfe.

Qi - Die geheimnisvolle Kraft
Autorin: Gerda Kuhn / Regie: Frank Halbach
Für das, was die Welt im Innersten zusammenhält, haben Völker und Kulturen im Laufe der Jahrtausende unterschiedliche Begriffe gefunden. Ihre Übersetzung in andere Sprachen und Vorstellungswelten war manchmal auch von Missverständnissen begleitet. Das mag auch für das chinesische Wort "Qi" gelten, das längst auch in die westliche Esoterik-Szene Einzug gehalten hat. Für gewöhnlich wird es mit "Lebensenergie" übersetzt, aber seine Bedeutung ist im Grund umfassender. Wörtlich übersetzt bedeutet es 'Luft', 'Gas' oder 'Dampf', im übertragenen Sinn auch 'Atmosphäre' oder 'Temperament'. Bereits im Taoismus ist Qi ein zentraler Begriff; hier findet sich die Vorstellung, dass das ganze Universum aus Qi besteht. In der chinesischen Medizin schließlich wird ganz zentral mit der Vorstellung des Qi gearbeitet. Zirkuliert es frei und harmonisch, ist der Mensch gesund, stagniert es oder staut es sich an bestimmten Punkten, gilt dies als Hinweis auf eine Krankheit. "Fülle" und "Leere" stehen für Energiezustände, die das rhythmische Wechselspiel des Qi im Körper symbolisieren, vergleichbar naturhaften Phänomenen wie Ebbe und Flut. In jedem Fall aber ist "Qi" nicht materiell, sondern entsteht aus einem feinen Zusammenspiel von Geist, Psyche und Körper.

Redaktion: Bernhard Kastner
Moderation: Gabriele Gerlach

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