Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Die Landkommune

Haupthaus der niederbayerischen Landkommune Schacha | Bild: Joseph Berlinger

Sonntag, 22.05.2016
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Die Landkommune
Eine Reise in die Provinz
Von Joseph Berlinger
Als Podcast verfügbar
Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr

Alle reden von den neuen Guerillagärtnern, die grünes Land und Leben in die Großstadtbrachen bringen. Aber was ist aus den Großstädtern geworden, die einst auf das Land gezogen sind, um dort neue Lebensformen auszuprobieren? Haben sich die bunten Einödhöfe mit ihren Regenbogen-Idealen alle aufgelöst in bürgerliches Wohlgefallen? Sind sie aufgekauft von hippen Börsenmaklern und zu Edelimmobilien schicksaniert? Oder haben sich die Kommunarden selbst erledigt? Zermürbt vom grauen Alltag und der Einsamkeit? Gescheitert am Traum vom gemeinsamen Eigentum und freier Liebe? Maßlos überfordert von Freiheit, Gleichheit, Selbstbestimmung? Verarmt durch dilettantisch-ahnungsloses Wirtschaften? Genervt von der Solardusche und der Komposttoilette?

Schon Thomas Morus hat "Utopia" auf einer Insel angesiedelt. Ideale lassen sich nur schwer inmitten einer schlechten Welt umsetzen und suchen die Abgeschiedenheit. Wollten sich nicht auch all die Landkommunen abschotten, schützen, isolieren? Von der Außenwelt, der Stadt, dem Kapital, der Industrie? Wurde das soziale Experiment also in einem Labor versucht? Sollte die ideale kleine Gesellschaft unbehelligt sein von allerlei verdorbenen Realien? War es diese Künstlichkeit, die ihr den Garaus gemacht hat? Eine Künstlichkeit, die zu einem naturverbundenen Wesen wie der Landkommune eh nicht passt?

Oder gibt es den gelungenen Entwurf eines anderen Lebens doch? Und all die poetisch-philosophischen Visionäre und weltfremden Traumtänzer haben das geschafft, worauf wir immer noch warten?

Joseph Berlinger ist tief in die Provinz gereist, um einige der letzten Landkommunen aufzuspüren - und die Veteranen einer gelebten Utopie zu befragen, als Nachbar und als Fremder.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.