Bayern 2

Bayern - Land und Leute Georg Eisenberger - der Hutzenauer

Georg Eisenberger (1919) | Bild: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo

Montag, 16.05.2016
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

Der Hutzenauer
Georg Eisenberger, legendärer Vorsitzender des Bayerischen Bauernbundes
Von Thomas Grasberger
Als Podcast verfügbar

Hutzenau - so hieß der Berghof bei Ruhpolding, den die Familie Eisenberger seit Generationen bewirtschaftete. Weil der Vater schwer krank war, musste Georg Eisenberger (1863-1945) schon früh auf dem Hof schuften und nebenbei auch noch als Holzarbeiter im Staatsforst. Der fleißige Hutzenauer, wie er überall genannt wurde, wusste also genau, wovon er sprach, als er begann, sich politisch für die Sache der Bauern stark zu machen. Nicht nur auf lokaler Ebene, als jüngster Bürgermeister von Ruhpolding, sondern auch im Bund der Oberländer Waldbauern. 1893 wurde er zum stellvertretenden Bundesmeister des Oberbayerischen Bauernbundes gewählt. Und 1897, als sich die Bauernbünde aus Nieder- und Oberbayern zum Bayerischen Bauernbund (BBB) zusammenschlossen, da war er sofort im Vorstand vertreten. Bald schon war er die zentrale Figur des Bauernbundes, dessen Vorsitzender er bis 1930 blieb.

Vier Jahrzehnte lang machte der redegewandte Bayer, der sich seines Dialekts ni cht schämte und sogar in Berlin mit Gebirgstracht und Gamsbart auftrat, Politik im Gemeinderat, im Landtag und im Deutschen Reichstag. Ludwig Thoma setzte ihm ein literarisches Denkmal, als er ihn in seinem Bauernroman “Andreas Vöst” als Agitationsredner verewigte. Der über die Parteigrenzen hinaus populäre Hutzenauer verstand es, die Bauern zu motivieren - nicht zuletzt gegen das katholische Zentrum, das neben der Regierung in Berlin für die Krise der Landwirtschaft verantwortlich gemacht wurde. Dabei war er kein krachlederner “Filser”, wie oft behauptet wird, sondern ein kluger Politiker. Zur Zeit der Räterepublik, als sich radikale Teile des Bauernbundes auf die Seite der Revolution stellten, war er für die gemäßigte parlamentarische Staatsform. Und obwohl antisemitische Klischees bei den Bauern weit verbreitet und auch dem Hutzenauer nicht fremd waren, war er einer der wenigen, die früh vor den Nationalsozialisten warnten.

Thomas Grasberger porträtiert eine eigenwillige und schillernde Persönlichkeit.