Bayern 2

hör!spiel!art.mix Ulrich Bassenge: musaeum clausum

Freitag, 22.04.2016
21:05 bis 22:30 Uhr

BAYERN 2

musaeum clausum
Aus dem Englischen von Ulrich Bassenge
Mit Michael Habeck und Matthew Rouse
Flöte und Kontraaltklarinette - Wolfgang Roth
Gambe und Kontrabass - Georg Karger
Schlagwerk und Shruti-Box - Yogo Pausch
Komposition und Realisation: Ulrich Bassenge
BR 2010
Als Podcast verfügbar im Hörspiel Pool

Das Rumoren der Archive
Wolfgang Ernst (Kulturwissenschaftler) im Gespräch mit Julian Doepp
BR 2010
Als Podcast verfügbar in der artmix.galerie

Als einer der letzten Menschen, die alles wussten, notiert Sir Thomas Browne (1605-1682) in einem Text die Desiderata eines imaginären Museums. Er wünscht sich ein verschollenes Ovid-Gedicht ebenso wie ein (nie erschaffenes) Gemälde eines "Elefanten auf dem Hochseil - geritten von einem Neger-Zwerg", ein Kruzifix aus Froschknochen oder ein Straußenei, bemalt mit einem Bild der Schlacht von Alcazar. Vieles in dieser Liste sei verschollen, verloren, verbrannt, geraubt, verkauft, fragmentiert ... ist die erträumte Wunderkammer des britischen Universalgelehrten ein gelehrter Witz oder eine Utopie? Wie kein anderer steht dieser Text für die verlorene Zeit, in der Wissen, Glauben, Kunst und Einbildungskraft wie selbstverständlich zusammenflossen. Noch nicht aufgerissen scheint der Graben zwischen Information und Wissen, jene Wunde unserer Tage. Ulrich Bassenge exploriert mit Browne den Verlust universaler Bildung im Zeitalter des Internet. Er setzt das von W.G. Sebald beschriebene "Gefühl der Levitation", den "gefahrvollen Höhenflug der Sprache" in der Prosa des großen englischen Stilisten mit musikalischen Mitteln um. Ein broken consort aus Traversflöte, Gambe und Schlagwerk streift durch Klänge und Figuren des 17. Jahrhunderts, die mit elektroakustischen Mitteln seziert, vergrößert, modifiziert werden.

Ulrich Bassenge, geb. 1956, Hörspielautor, -regisseur, Komponist, Musiker. Weitere BR-Hörspiele u.a. fusion (1989), eurohymne (1990), to be on your own (2001), sprechmaschinenfest (zusammen mit Bernhard Jugel, 2005), shashlyk for paik (2007).