Bayern 2

     

radioWissen Frauenbilder

Maria Magdalena - Gemälde von Tizian | Bild: picture-alliance/dpa

Mittwoch, 06.04.2016
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Christine de Pizan
Visionäre Feministin des Mittelalters

Maria Magdalena
Apostolin der Apostel?

Das Kalenderblatt
6.4.1943
"Der kleine Prinz" wird in New York vorgestellt
Von Carola Zinner

Als Podcast verfügbar

Christine de Pizan - Visionäre Feministin des Mittelalters
Autor: Michael Conradt / Regie: Christiane Klenz
Feministische Philosophie im Mittelalter - das klingt absurd. Ist es aber nicht. Die französische Denkerin Christine de Pizan entwickelte schon Ende des 14. Jahrhunderts die Vision einer Gesellschaft, in der die Frauen gleichberechtigt sind und nicht unterdrückt werden, wie damals und auch noch lange Zeit danach üblich. So wurde Christine de Pizan zur Begründerin des philosophischen Feminismus und zugleich zur ersten Berufsschriftstellerin Frankreichs. Sie wusste, wovon sie sprach. Als allein erziehende Mutter musste sie den Lebensunterhalt für ihre drei Kinder, ihre Mutter und eine Nichte bestreiten. Dass ihr dies gelang, gegen alle Widerstände, und zwar mit Werken, die dem damaligen Zeitgeist krass zuwider liefen, machte sie Jahrhunderte später zu einer Ikone der modernen Frauenbewegung. Ihr Hauptwerk, "Die Stadt der Frauen", gehört heute zur feministischen Standard-Literatur.

Maria Magdalena - Apostolin der Apostel?
Autorin: Imogen Rhia Herrad / Regie: Irene Schuck
In der Bibel wird sie mit wenigen Worten erwähnt: sie war eine der Frauen, die Jesus nachfolgten. Aus ihrem Vorleben ist nur bekannt, dass er "sieben böse Geister" aus ihr austrieb. Vor allem aber war sie eine der ersten und wichtigsten Augenzeuginnen der Widerauferstehung. "Als aber Jesus auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er zuerst Maria von Magdala." Mitte des 2. Jahrhunderts verfasste ein unbekannter Autor (oder eine unbekannte Autorin?) das "Evangelium der Maria", in dem Maria den anderen - männlichen - Aposteln die Worte des Erlösers erklärt. Diese vom Geiste Gottes erfüllte und erleuchtete Maria Magdalena wurde eine der zentralen Figuren der spätantiken Gnostiker: die Mittlerin zwischen den suchenden, irrenden Menschen und dem Licht der Weisheit Gottes. Sie gaben ihr den Beinamen Apostola Apostolorum, Apostolin der Apostel. Je größer und fester die Strukturen der wachsenden Institution Kirche wurden, desto weniger Platz boten sie den Frauen, die in der Urgemeinde und Urkirche wichtige Rollen gespielt hatten: als Apostolinnen, Predigerinnen, Diakoninnen. Maria von Magdala war so bekannt und beliebt, dass sie nicht einfach verschwinden konnte. Stattdessen durchlief sie einen radikalen Wandel. Eine reuige Sünderin, die im Lukasevangelium als namenslose "Frau, die viel gesündigt hat" auftrat, verschmolz mit der Figur der Magdalena; die Teufel, die aus ihr gefahren waren, wurden zu Dämonen der fleischlichen Sünde uminterpretiert. Die erleuchtete Apostolin wurde zur reformierten Prostituierten, als die wir sie noch heute kennen: Antiheldin des Neuen Testments und Gegenstück zur "reinen" Jungfrau Maria. Erst in der letzten Zeit haben Historiker(innen) und Theolog(inn)en die eigentliche Maria Magdalena entdeckt: die Gefährtin Jesu und der Apostel und Zeugin des Osterwunders, die erleuchtete Apostolin der Apostel.

Redaktion: Bernhard Kastner
Moderation: Florian Kummert

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