Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Gabriel von Max und die Spiritisten

"Affen als Kunstrichter" von Gabriel von Max | Bild: picture-alliance/dpa

Samstag, 15.11.2014
08:05 bis 09:00 Uhr

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BAYERN 2

Affenliebe und Geistersuche
Der Maler Gabriel von Max und die Spiritisten am Starnberger See
Von Bettina Stummeyer
Als Podcast verfügbar
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr

Um die Wende zum 20. Jahrhundert zog es viele Künstler, Schriftsteller und Sinnsucher an den Starnberger See. Darunter war auch der in Prag geborene Gabriel von Max, der am Ostufer des Sees in Ammerland ein Landhaus erwarb.
Gabriel von Max war zu seinen Lebzeiten ein äußert gefragter Maler, der sich zu allem Übernatürlichen, zum Spiritismus, zum Religiösen hingezogen fühlte und dies nicht nur in vielen seiner Bilder thematisierte. In der Villa Max fand 1884 die zweite offizielle Sitzung der theosophischen Loge Germania statt. Zu deren Mitgliedern gehörte unter anderen der Schriftsteller Gustav Meyrink, der sich in seinem Werk mit übersinnlichen Phänomenen und dem metaphysischen Sinn der Existenz beschäftigte. Gabriel von Max war auch befreundet mit seinen Nachbarn, dem Mediziner und Parapsychologen Albert von Schrenck-Notzing und dem Spiritisten und okkulten Schriftsteller Karl du Prel, deren Ansichten und Ideen ihn in seinem Spätwerk sehr beeinflussten.
Mit dem Geld, das er mit der Kunst verdiente, pflegte Gabriel von Max außergewöhnliche Leidenschaften. Er war ein passionierter Forscher der Vor- und Frühgeschichte, der Anthropologie, Zoologie und Ethnographie. Seine Sammlung umfasst rund 60.000 Objekte; er besaß die größte Schädelsammlung seiner Zeit. Seine große Liebe aber galt den Affen. In seinem Münchner Gartenhaus hielt er sich sogar eine Zeitlang eine eigene Herde und verbrachte viel Zeit mit der Aufzucht von Affen. Immer wieder dienten seine Lieblinge als Motive für seine Bilder. Als Affenmaler wurde er weltberühmt.
Gabriel von Max gehörte zu den Malerfürsten um 1900. Mit seinen Gemälden traf er den Nerv der Zeit und zog eine unglaublich große Käuferschicht an. Nach seinem Tod geriet er allerdings in Vergessenheit - bis ihm das Münchner Lenbachhaus im November 2010 eine umfassende Ausstellung widmete …

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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