Bayern 2

Bayerisches Feuilleton Olympia 1936 in Garmisch-Partenkirchen

Titelbild eines Sammelalbums der Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen | Bild: Teutopress/Süddeutsche Zeitung Photo

Sonntag, 07.02.2016
20:05 bis 21:00 Uhr

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BAYERN 2

Die vergessenen Spiele
Olympia 1936 in Garmisch-Partenkirchen
Von Nick Golüke und Michael Mueller
Als Podcast verfügbar
Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr

Die IV. Olympischen Winterspiele von Garmisch-Partenkirchen waren die ersten Winterspiele der Superlative. Eine halbe Millionen Menschen kamen aus aller Welt, um im Schatten der Zugspitze den 646 Athleten aus 28 Nationen bei ihren Wettkämpfen zuzusehen. Nie zuvor hatten Winterspiele eine derartige internationale Aufmerksamkeit und ein solches Zuschauerinteresse geweckt. Die Wintersportstars aus dem Werdenfelser oder Berchtesgadener Land wie Christl Cranz, Willy Bogner oder Franz Pfnür, aber auch ausländische Athleten wie Birger Ruud oder Sonya Henie, begeisterten die Massen. Für die Nationalsozialisten aber waren die Winterspiele vor allem eins: Die Möglichkeit, sich der Weltöffentlichkeit als vermeintlich tolerantes, weltoffenes und erfolgreiches Regime zu präsentieren. Und dies angesichts einer internationalen Boykott-Bewegung, die wegen der nationalsozialistischen Rassenpolitik für ein Fernbleiben von den Spielen eintrat.

Damit waren die Spiele von Garmisch-Partenkirchen auch der entscheidende Testlauf für die Sommerspiele in Berlin. Nachdem vor allem die USA sich gegen einen Boykott entschieden hatten, wurden die Winterspiele zu einem Triumph für die nationalsozialistischen Gewaltherrscher. Goebbels notierte in seinem Tagebuch: "Das haben wir gut gemacht. Viel Arbeit hat’s gekostet. Doch hat es sich gelohnt." Rudolf Heß schrieb: "Wir hätten es nicht besser einrichten können, wenn wir selbst das Schicksal zu beeinflussen gehabt hätten."

Heute sind die Winterspiele von 1936 in der Öffentlichkeit weitgehend vergessen. Wir erzählen die Geschichte der Winterspiele neu: Von der zwangsweisen Vereinigung der beiden Orte Garmisch und Partenkirchen über die Bemühungen des Regimes, im Kampf gegen die internationale Boykottbewegung die antijüdische Stimmung im Werdenfelser Land einzudämmen, bis zum triumphalen Propagandaerfolg der Spiele von Garmisch-Partenkirchen, der die Sommerspiele in Berlin erst möglich gemacht hat.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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